Drohnen gegen Drogenschmuggler

Mit wenigen Schiffen muss die US-Küstenwache eine riesige Meeresfläche kontrollieren. Um ihre Reichweite zu erhöhen, setzt sie neuerdings auf unbemannte Überwachungsflugzeuge – mit ersten Erfolgen.

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Von
  • Michael Reilly
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In Kolumbien ist die Coca-Ernte größer als je zuvor, und aus dem Land kommt so viel Kokain wie noch nie. Nach Schätzungen lag die Produktion im Jahr 2016 bei 710 Tonnen Kokain, so dass nicht überraschend sein dürfte, dass auf dem offenen Meer eine Rekordmenge der Droge auf ihrem Weg zum US-Markt beschlagnahmt wurde. Im vergangenen Jahr konfiszierte die US-Küstenwache 221 Tonnen davon, mehr als je zuvor.

Jedoch geht die Küstenwache davon aus, dass für jedes Schmugglerboot, das sie erwischt, vier weitere unerkannt durchkommen. Mit nur fünf großen Schiffen hat sie rund 15,5 Millionen Quadratkilometer Meeresfläche im östlichen Pazifik, in der Karibik und im Golf von Mexiko zu überwachen. Also will die Behörde neue Technologien anwenden, um ihre Reichweite zu vergrößern.

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Ein Reporter der Nachrichtenagentur Associated Press hat sich das vor Ort angesehen: Er war zwei Wochen lang an Bord des Küstenwache-Kutters Stratton, während der im Pazifischen Ozean vor der Küste von Südamerika kreuzte, und konnte dabei den ersten Einsatz einer Überwachungsdrohne namens ScanEagle beobachten.

Es dauerte nicht lange, bis die Drohne erstmals fündig wurde. Schon am zweiten Tag entdeckte sie ein verdächtiges Schiff. Ein Beiboot der Stratton fing es ab, und die Mannschaft gab ohne Kampf auf. Beschlagnahmt wurden mehr als 700 Kilogramm Kokain mit einem Straßenverkaufspreis von rund 100 Millionen Dollar.

Schiffe der Küstenwache zu einer Art Flugzeugträger für Drohnen umzuwidmen, könnte ihre Effektivität deutlich erhöhen. Das ist auch dringend nötig: In einem Bericht von diesem März schätzt das US-Innenministerium, dass 97 Prozent des in die USA geschmuggelten Kokains über "nicht-kommerzielle Meerestransportmittel" aus Südamerika kommen; genutzt wird alles von Fischerbooten bis zu selbstgebauten U-Booten.

In Kolumbien wird unterdessen die größte Coca-Ernte der Geschichte erwartet. Im Jahr 2015 hat die Regierung das Versprühen von Herbiziden zur Vernichtung von Coca-Pflanzen eingestellt, weil es die Sorge gibt, dass Kontakt zu Glyphosat (bekannt unter dem Markennamen Roundup) zu mehr Krebserkrankungen führen könnte. Gleichzeitig haben Bauern deutlich mehr Coca angebaut, um sich für ein staatliches Programm zu qualifizieren, bei dem sie großzügig belohnt werden, wenn sie ihre Pflanzen freiwillig vernichten. Als Folge davon hat die Anbaufläche im vergangenen Jahr massiv auf geschätzte 188.000 Hektar zugenommen.

Selbst mit hochmodernen technischen Mitteln dürfte sich nicht verhindern lassen, dass ein Teil des vielen Kokains auf den Markt kommt. Wie die Washington Post berichtet, ist der Straßenpreis für die Droge trotz der Beschlagnahmungen in Rekordhöhe eingebrochen, was dafür spricht, dass immer noch reichlich Ware auf den Markt gelangt. Aber wer weiß: Das Drohnenprogramm der US-Küstenwache hat schließlich gerade erst richtig begonnen.

(sma)