Rechenzentrum in norwegischem Bergwerk

Das Lefdal Mine Datacenter am Nordfjord versorgt Server mit Ökostrom, kühlt sie mit Meerwasser und schützt sie tief im Berg.

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Lefdal Mine Datacenter

Blick ins Lefdal Mine Datacenter

(Bild: Rittal)

Lesezeit: 2 Min.

Gemeinsam mit lokalen Investoren und dem örtlichen (Wasser-)Stromversorger hat die Friedhelm Loh Group, zu der auch Rittal gehört, das Lefdal Mine Datacenter (LMD) eröffnet. Das Colocation-Rechenzentrum ist nahe dem Dorf Bryggja am Nordfjord in einem ehemaligen Olivin-Bergwerk untergebracht. Die Betreiber versprechen besonders hohe Sicherheit der Server in der Mine, Tier-III-Uptime durch redundante Auslegung von Stromversorgung, Kühlung und Datenleitungen sowie ökologischen Betrieb durch Versorgung mit Wasserkraft und indirekte Kühlung mit kaltem Fjordwasser. Die Power Usage Effectiveness (PUE) soll 1,15 betragen.

Rechenzentrum Lefdal Mine Datacenter in Norwegen (9 Bilder)

Im Lefdal Mine Datacenter erschließt eine spiralförmige, 1,3 km lange und 14 m breite Straße sechs Ebenen, auf die sich 75 Kammern verteilen.
(Bild: Lefdal Mine Datacenter)

Auf sechs Ebenen stellt das Lefdal Mine Datacenter bis zu 120.000 Quadratmeter Nutzfläche bereit. Zur schnellen Installation der Server empfiehlt Rittal den Einsatz der hauseigenen Container-Module RiMatrix: Sie werden im Werk vorkonfiguriert und dann per Lkw direkt in das Bergwerk gefahren. Im LMD stehen aber auch normale Server-Räume bereit, um Racks aufzustellen.

Die Stromversorgung liefert insgesamt bis zu 45 Megawatt elektrischer Leistung, soll sich aber auf bis zu 200 MW hochrüsten lassen.

Norwegen fördert die Ansiedelung von Rechenzentren, um Arbeitsplätze zu schaffen und den im Überfluss erzeugten Ökostrom vor Ort zu "veredeln".

Das LMD ist nicht das einzige Untertage-Rechenzentrum mit Fjordwassserkühlung in Norwegen: Nahe Stavanger betreibt Green Mountain das DC-1 in einem ehemaligen NATO-Munitionsbunker.

Auch anderswo in Nordeuropa wurden ähnliche Ideen umgesetzt, etwa von Google im finnischen Hamina oder in Island. Facebook hat sich in Schweden nahe dem Polarkreis und großer Laufwasserkraftwerke niedergelassen. Hetzner hat in ein Seekabel nach Finnland investiert und baut dort ein Rechenzentrum.

Auch im kühlen Klima Schottlands sind Colocation-Rechenzentren geplant; durch den Brexit drohen hier aber Unsicherheiten für EU-Unternehmen. (ciw)