3D-Druck: Lasersintermaschine von Formlabs für 9999 US-Dollar

Maschinen, die Materialpulver mit dem Laser zu festen Objekten verschmelzen oder sintern, sind die Königsklasse unter den 3D-Druckern – und traditionell astronomisch teuer. Die Firma Formlabs drückt mit dem Fuse-1 jetzt den Preis deutlich nach unten.

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3D-Druck: Lasersintermaschine von Formlabs für 9999 US-Dollar

(Bild: Formlabs)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Peter König
Inhaltsverzeichnis

Der US-amerikanische 3D-Drucker-Hersteller Formlabs hat mit dem Fuse 1 eine günstige Maschine für die additive Fertigung vorgestellt, die mit einem Laserstrahl das Rohmaterial aus feinem Pulver punktgenau verfestigt und so dreidimensionale Objekte herstellt. Das Verfahren heißt Selektives Lasersintern (gegebenenfalls auch Laserschmelzen) und kürzt sich SLS (beziehungsweise SLM) ab. "Günstig" ist allerdings relativ, etwa verglichen mit den verbreiteten FDM-Plastikdruckern für Heimanwender, deren Preise inzwischen bei wenigen hundert Euro beginnen, denn der Fuse 1 soll in der Grundversion 9999 US-Dollar kosten – netto. Da praktisch alle anderen SLS-Maschinen im Vergleich dazu aber amtliche Investitionsgüter sind, über deren Anschaffungen auch Mittelständler erst mal brüten müssen, könnte die neue Formlabs-Maschine aber jetzt auch Firmen und Werkstätten den Weg in die Sintertechnik eröffnen, für die das bislang indiskutabel teuer war.

Lasersinter-3D-Drucker Fuse 1 von Formlabs (6 Bilder)

Bei einem Besuch vorab in der Make-Redaktion bekamen wir schon mal ein paar Stücke aus dem Fuse 1 gezeigt, etwa diesen in einem Stück gedruckten Handschuh aus Polyamid ...

Der Fuse 1 ist etwa so groß wie ein Kühlschrank und damit deutlich voluminöser als die bisherigen 3D-Drucker von Formlabs, die auch nach einer ganz anderen Technik arbeiteten – Stereolithographie statt Sintern. Die maximale Objektgröße für Werkstücke aus dem Fuse 1 soll bei 16,5 cm × 16,5 cm × 32 cm liegen. Die Maschine produziert zunächst ausschließlich mit Polyamidpulver (Nylon 12), weitere Materialien sollen später folgen. Metall wird das Gerät allerdings nicht verarbeiten können.

3D-Druck

Der Sammelbegriff 3D-Druck steht heute für ein ganzes Bündel von Fertigungstechniken, die nach unterschiedlichen Prinzipien funktionieren und sich jeweils nur für ganz bestimmte Materialien eignen. Ihr gemeinsamer Nenner: Alle Verfahren bauen dreidimensionale Objekte, indem sie Material in dünnen Schichten auftragen und verfestigen.

Dennoch ist Lasersintern eigentlich genau die 3D-Druck-Technik, die man zur Hand haben will, wenn man an der Fertigung funktionsfähiger und belastbarer Protoypen und Kleinserien interessiert ist: Man kann damit nicht nur bewegliche Baugruppen wie Getriebe fertig montiert in einem Stück herstellen, im Vergleich zu den plastikschmelzenden FDM-Druckern ist auch die räumliche Auflösung deutlich feiner und die Materialauswahl potenziell größer. Nicht zuletzt kommt man in der Regel ohne Stützstrukturen aus, da das nicht verbackene Materialpulver das entstehende Werkstück stützt. Hinterher muss man es aus dem Pulverkuchen befreien, wofür Formlabs in Kürze ein spezielles eigenes Gerät vorstellen will. Nicht verwendetes Pulver lässt sich übrigens auffangen und für den nächsten Druck verwenden.

Direkt zu kaufen gibt es den Fuse 1 noch nicht, man kann sich auf eine Warteliste setzen lassen und sich für die geschlossene Beta-Phase bewerben. Dabei werden allerdings mehr als die zitierten 9999 US-Dollar fällig – die deutsche Formlabs-Webseite nennt als Preis den krummen Betrag von 12.098,79 Euro. Enthalten ist dabei eine Baukammer, die im Einstiegspreis offenbar nicht mit einkalkuliert ist.

Formlabs ist mit seinem Fuse 1 nicht der erste Hersteller, der einen vergleichsweise günstigen Lasersinter-3D-Drucker ins Spiel bringt. So kratzten in der Vergangenheit etwa der polnische Hersteller Sinterit mit seiner Lisa und die fast gleichnamige Firma Sintratec aus der Schweiz an der magischen 10.000-Euro-Grenze für eine Maschine – echte Industrieanlagen fürs Sintern, die auch Metalle verabeiten können, kosten in der Regel noch mal mindestens Faktor 10 mehr. Mit dem Pwdr Model 0.1 gibt es sogar schon seit 2012 eine frei zugängliche Bauanleitung für einen Lasersinterdrucker – allerdings kennen wir niemanden, der mit dieser Konstruktion praktische Erfahrungen gesammelt hat und weitere Vorstöße dieser Art sind uns auch nicht mehr begegnet.

Dass sich Formlabs mit seinen Erfahrungen bei der Stereolithographie jetzt aufs Terrain des Lasersinterns begibt, überrascht zwar etwas, ist jedoch auch konsequent, denn bei beiden Techniken spielen Laser eine wichtige Rolle – insbesondere, weil die Maschinen von Formlabs die Photopolymere im Inneren stets mit einem Laserpunkt und nicht mit einem Beamer belichtet haben, wie das bei anderen Maschinen durchaus vorkommt und dann manchmal DLP genannt wird (Direct Light Processing).

Formlabs ist ein Start-up von MIT-Absolventen, die sich 2012 mit einer Crowdfunding-Kampagne auf die Plattform Kickstarter wagten, um ihren ersten 3D-Drucker in Serie gehen zu lassen. Sie hatten seinerzeit nicht nur mit den Verzögerungen zu kämpfen, die bei Crowdfunding-Finanzierungen von komplizierten Geräten verbreitet sind, sondern gerieten auch noch in eine Patentstreitigkeit mit dem US-Konzern 3D Systems – von beidem erzählt die sehenswerte Netflix-Dokumentation "Print the Legend", die auch im Rahmen der Futurale zu sehen war. Mit dem Form 2 brachte Formlabs schließlich die überzeugende zweite Generation seines Desktop-Stereolithographie-3D-Druckers auf den Markt, der inzwischen in der Lage ist, eine ganze Palette unterschiedlicher Materialien von gummiartig über elastisch, fest und ausschmelzbar zu verarbeiten. (pek)