Den Speicherplatz nicht wert

Selten habe ich eine App so schnell wieder deinstalliert wie die des Großraum-Verkehrs Hannover (GVH). Dabei bin ich häufiger Kunde der Busse und Bahnen in Hannover – und ärgere mich regelmäßig, wenn der Ticketkauf am Automaten mal wieder so lange dauert, dass mir die Bahn vor der Nase wegfährt. Es wäre also eine nette Sache, die Tickets per App kaufen zu können.

Doch zur Anmeldung sollte ich ein seitenlanges Formular ausfüllen mit Name, Adresse, Geburtsdatum (!) und Mail-Adresse. Leute, geht’s noch? Meine kompletten Daten, nur um hin und wieder ein Ticket für 2,30 Euro kaufen zu können? Also runter mit der App, dafür ist mir mein Speicherplatz zu schade.

Ein Anruf bei der GVH-Pressestelle klärt mich auf: Das ganze Datengesumms sei notwendig, damit der Ticket-Käufer identifiziert werden kann und die Tickets nicht von mehreren Leuten gleichzeitig benutzt werden können. Mag ja sein, aber gibt’s dafür nicht auch elegantere Lösungen – zum Beispiel einen Datenbankabgleich, mit dem Tickets nach dem Einscannen entwertet werden?

Überhaupt sind alle meine Daten und Zahlungsinformationen bereits in einer anderen App hinterlegt, nämlich im DB Navigator. Das sollte doch reichen. Leider kann ich damit zwar Tickets quer durch Europa buchen, nicht aber in die Region Hannover. Immerhin, erfahre ich von der GVH, wolle man künftig auch mit dem DB Navigator zusammenarbeiten. Halleluja! Aber warum erst jetzt? Die App gibt es gefühlt schon seit der letzten Eiszeit, sie lief bereits auf meinem alten Nokia-Knochen unter Symbian.

Überall tröten mir die Verkehrsforscher was von "intermodalem Verkehr" und plattformübergreifenden E-Tickets ins Ohr. Umso erschütternder, dass es die meisten Verkehrsverbünde im Jahr 2017 noch immer nicht geschafft haben, die Digitalisierung intramodal auf die Reihe zu kriegen. (grh)