Amazon-Patent soll Preisvergleiche im Geschäft verhindern

Ausgerechnet Amazon will verhindern, dass Kunden im Geschäft online Preise vergleichen. Ein Patent beschreibt, wie das funktionieren soll.

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Online-Einkauf

(Bild: dpa, Laurin Schmid)

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Der Einzelhandel leidet unter der Online-Konkurrenz, weil Kunden sich im Geschäft beraten lassen – dann aber bei Amazon & Co. bestellen. Schon im Geschäft checken viele via Smartphone die Preislage im Netz. Ausgerechnet der Versandriese Amazon hat nun ein Patent zugesprochen bekommen, das diesen "Beratungsdiebstahl" künftig vermeiden soll.

Ausschnitt aus dem Amazon-Patent: Im Geschäft wird die Internet-Aktivität der Kunden ausgewertet. Findet ein Kunde online einen günstigeren Preis als im Geschäft, kann der Ladenbetreiber etwa mit einem Preisnachlass reagieren.

Das Patent mit dem Titel "Physical Store Online Shopping Control" beschreibt das Vorgehen: Ist der Kunde in das (offene) WLAN eines Geschäfts eingeloggt, wird dessen Internet-Aktivität ausgewertet. URLs und Suchanfragen verraten, dass der Überwachte im Netz ein besseres Angebot bei der Konkurrenz entdeckt hat. Der Kunde könnte nun etwa ein Gegenangebot oder einen Gutschein vor Ort erhalten. Denkbar wäre auch, dass das System fix einen Mitarbeiter zum Kunden schickt, um diesen zu überzeugen, doch im Laden einzukaufen.

Das Patent beschreibt ebenfalls, dass der Standort des Kunden durch die Access-Points ermittelt werden könne. Als drastischste Methode könnte der freie Zugang zum Internet eingeschränkt werden – so kann der Kunde im Laden keine Online-Preisvergleiche mehr anstellen. Dies wäre allerdings ein Eingriff in die Netzneutralität, für die sich Amazon auf einem Aktionstag gegen den Plan der Regulierungsbehörde FCC jüngst noch eingesetzt hatte.

Kunden können das beschriebene System jedoch recht einfach überwinden: Eine gute Mobilfunkanbindung und genügend Datenvolumen reichen dafür schon aus. Amazon hatte das Patent bereits 2012 eingereicht und könnte es nun theoretisch in seinen eigenen Läden einsetzen. Unklar ist indes, ob der "Beratungsdiebstahl" für den Einzelhandel wirklich so ein Problem darstellt. Eine Umfrage in Österreich hat beispielsweise ergeben, dass viele Kunden erst im Netz recherchieren – und das Produkt dann offline kaufen. (dbe)