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Test: VW Golf 1.5 TSI ACT

Knapp zwei Jahre vor dem geplanten Produktionsende wurde der VW Golf 7 überarbeitet. Doch das kleine Facelift bringt nicht nur Vorteile. Wir waren mit dem lang angekündigten, neuen Benziner 1.5 TSI mit 150 PS unterwegs

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VW Golf 1.5 TSI ACT 29 Bilder
Lesezeit: 12 Min.
Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

Zooauurg! Was zum Henker war das bitte? Beim Einlegen des Rückwärtsganges ertönt ein ganz und gar unfeines Geräusch. Der Golf ist noch keine 200 Meter im Namen der heise/Autos-Redaktion unterwegs und gibt schon Rätsel auf – womit ehrlich gesagt keiner von uns gerechnet hat. Denn eigentlich ist so ein Golf, auch nach der schmalen Überarbeitung im Herbst 2016, eine ziemlich spannungsfreie Sache. Unterwegs zeigt die veränderte Fassung mit dem neuen 1.5 TSI aber doch ein paar Eigenheiten, mit unter eben auch an Stellen, an denen man das nicht erwartet.

Detailverliebt

Damit ist nun nicht unbedingt nur das merkwürdige Geräusch gemeint, das von der Rückfahrkamera, genauer gesagt von deren Ausfahren kommt. VW versteckt die Kamera hinter dem VW-Logo in der Heckklappe, was an sich eine gute Idee ist, denn so bleibt die Linse immer sauber. Das Geräusch der Logo-Bewegung passt allerdings nicht in eine Umgebung, die ansonsten einen gänzlich durchgeplanten Eindruck macht. Zwei Beispiele. Die Anzeige im Kombiinstrument zeigt nicht nur an, welche Tür offen ist – selbst die Türverkleidung ist gezeichnet worden. Das wirkt mindestens ebenso detailverliebt wie die Möglichkeit, den Warnton der Einparkhilfe vorn und hinten mit unterschiedlichen Tonhöhen belegen zu können. Ist vorn und hinten ein Hindernis, kommt bei jüngeren Fahrgästen schon mal die Frage auf, ob auch dieses Auto ein Martinshorn hat.

Klapperfrei

Die Verarbeitung des Testwagens war bis in den hintersten Bereich korrekt, was sich von den vergangenen beiden Autos, die wir von VW hier hatten, nicht sagen ließ. Auch den Anschein, etwas hochwertig wirken zu lassen, hat Volkswagen mittlerweile perfektioniert. Passungen und Materialien erwecken den Eindruck, in einem teuren Auto zu sitzen. Von diesem oberflächlichen Eindruck ist die Konkurrenz zu Teil ein gutes Stück entfernt. Andererseits weckt das auch Erwartungen, denen VW nicht immer gerecht wird – Kunden reagieren in solch einer Umgebung empfindlicher auf Klappergeräusche. Der Testwagen mit knapp 20.000 Kilometern Laufleistung war auch auf miesen Straßen frei davon. Dass Bereiche, die nicht im täglichen Sichtfeld liegen, keine komplette Lackierung mehr bekommen, ist bei einigen Herstellern schon lange so. VW aber treibt es auf die Spitze: Die Kante der Kotflügel, die von der geschlossenen Motorhaube verdeckt sind, haben nur noch eine Art Farbnebel über der Grundierung. Auf mich wirkt das schon arg knickerig.

Kein Dreh möglich

Presseautos sind in der Regel ziemlich komplett ausgestattet. Im Falle des überarbeiteten Golf hat das im Bereich Infotainment viel Kritik gebracht. Denn seit dem Update im November 2016 hat das teuerste Navi keinen Drehregler mehr für die Lautstärke. Dieser Kritik schließe ich mich uneingeschränkt an. Schnell von laut auf leise drehen zu können hat mir gefehlt. Guter Rat ist hier ausnahmsweise einmal billig: Die kleinere Navi-Lösung hat zwei Drehregler für Lautstärke und Kartenzoom, was die Bedienung erleichtert. Ganz nebenbei findet man auch damit sein Ziel. Bei der Berechnung der restlichen Zeit bis zum Ziel lag das teure Navigationssystem immer daneben.

Ich gestehe, dass ich kein Fan von Displays anstelle von klassischen Kombiinstrumenten bin. Zwar reizt auch mich der Spieltrieb, den die zusätzlichen Anzeigemöglichkeiten mit sich bringen. Doch wenn auf den Bildschirmen doch nur wieder Rundinstrumente eingeblendet werden, wirkt das auf mich etwas phantasielos. Oftmals kommt noch hinzu, dass man bei direkter Sonneneinstrahlung auf dem Display nur noch schwer etwas erkennen kann. VW gehört in dieser Hinsicht zu den weniger Schlechten. Dafür nervt das Display an anderer Stelle. Der Tacho ist ab 60 km/h anders skaliert, was besonders dann auffällt, wenn man die kleinere Darstellung wählt. Dann ist der Bereich von 60 bis 100 km/h so groß wie der zwischen 40 und 60 km/h. Nett von VW, dass sie unten die Geschwindigkeit noch einmal in Zahlen einblenden. Mir wäre es aber lieber, wenn man das Ziffernblatt schneller ablesen könnte.