10 Jahre iPhone: Ein Telefon verändert Apple – und die Welt

Vor genau zehn Jahren hat Apple das iPhone in den Handel gebracht. Es war bei nur einem Mobilfunkanbieter erhältlich, teuer und funktionsarm – doch läutete es eine Zeitenwende ein, die Apple nebenbei zum wertvollsten Unternehmen machte.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 351 Kommentare lesen
iPhone

(Bild: Apple)

Lesezeit: 7 Min.
Inhaltsverzeichnis

Das iPhone ist auf Steve Jobs' Verärgerung über einen Microsoft-Mitarbeiter zurückzuführen. Dessen Lobhudeleien über Microsofts überlegene Stiftbedienung bei Tablets hätten den Apple-Gründer dermaßen erzürnt, erzählte der ehemalige iOS-Chef Scott Forstall bei einem Auftritt in diesem Monat (siehe Video), dass Jobs eines Tages in einem Meeting erklärte, er werde zeigen, wie es richtig geht. Und das hieß: Mit dem Finger und nicht per Stylus. Dies sei der Auslöser für die Entwicklung eines kapazitiven Touchscreens und Multitouch-Bedienung gewesen, so Forstall. Die ursprünglich für den Einsatz in Laptop oder Tablet gedachten Techniken brachte das Unternehmen dann allerdings zuerst in einem kompakteren Formfaktor auf den Markt: dem iPhone.

Am 29. Juni 2007 – ein gutes halbes Jahr nach der Vorstellung durch Steve Jobs – startete der Verkauf des iPhones, anfangs nur in den USA und bei lediglich einem einzelnen Netzbetreiber. (Deutsche Nutzer mussten sich bis November 2007 gedulden – die Telekom hatte sich die Erstrechte gesichert.) Zwei Jahre zuvor hatte Jobs die Mobilfunkanbieter erst öffentlich als "Körperöffnungen" beschimpft, durch die man sich für den Vertrieb eines Telefons eben quetschen müsse. Nur mit AT&T (damals noch "Cingular") konnte Apple schließlich einen Exklusiv-Deal aushandeln: Der Netzbetreiber nahm das iPhone ungesehen ins Portfolio auf und erklärte sich bereit, nur die Netzwerkanbindung bereitzustellen – auf die üblichen Modifikationen von Soft- und Hardware wurde verzichtet.

Apple lieferte stattdessen Software-Updates mit Funktionsneuerungen regelmäßig selbst und zugleich für alle Nutzer aus, noch heute längst keine branchenweite Selbstverständlichkeit. Im Gegenzug war das iPhone viele Jahre fest an das Netz von AT&T gebunden. Die Tarife waren teuer und es gab nur wenig Auswahl – stets aber war eine Daten-Flat enthalten, auch das eine absolute Seltenheit auf dem damaligen Mobilfunkmarkt.

10 Jahre iPhone – iOS und iPhone über die Jahre (11 Bilder)

Ein Jahr nach der Einführung des iPhones legte Apple mit UMTS- und GPS-Unterstützung nach. iPhone OS 2 brachte App Store und Exchange-Unterstützung.
(Bild: Apple)

Der hohe Preis von 600 Dollar für die 8-GByte-Ausführung konnte den Anfangserfolg nicht schmälern: Das immense globale Interesse führte relativ schnell zu ersten Tools von findigen Entwicklern, die das iPhone vom Simlock befreiten. Dies markierte zugleich den Anfang eines jahrelangen Katz- und Maus-Spiels zwischen Apple und Hackern, das erst viele Jahre später mit der breiten Verfügbarkeit von Netlock-freien iPhones endete.

Die ersten Käufer stieß Apple schnell vor den Kopf: Keine drei Monate nach dem Verkaufsstart setzte der Konzern den Preis plötzlich um 200 Dollar runter. So sei eben das "Leben auf der Technik-Fahrspur", schrieb Jobs an empörte Kunden, ein besseres und billigeres Produkt sei nie fern. Den frühen Käufern wurde ein 100-Dollar-Gutschein eingeräumt, den man allerdings nur bei Apple ausgeben konnte. Die Preissenkung jedenfalls befeuerte die Verkaufszahlen des bereits gut nachgefragten Gerätes. Für die erste Million benötigte das iPhone noch geschlagene 74 Tage – im jüngsten Weihnachtsgeschäft verkaufte Apple nach der Einführung des iPhone 7 eine derartige Masse an Smartphones praktisch an jedem einzelnen Tag.