Alte Werte - Neue Werte

Im Test: BMW 520d Touring

Im Vorgänger war der 520d die meistverkaufte Motorisierung, was nicht nur am Preis gelegen haben dürfte. Denn obwohl BMW noch viel mehr Leistung liefern kann, deckt schon der Vierzylinder fast alle Ansprüche gut ab. Wie fährt sich die neue Generation?

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 53 Kommentare lesen
Test BMW 520d 33 Bilder
Lesezeit: 11 Min.
Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

Um manche Jobs sind die Entwickler auf den ersten Blick nicht zu beneiden. Als ich 1989 das erste Mal in einem 5er mitfuhr, kam er mir unfassbar gut vor. Zu diesem Eindruck mag ein direkter Umstieg nach einer Neun-Stunden-Reise in einem Trabant 601 etwas beigetragen haben. Das Auto war mit hellem Leder und viel Holz ausstaffiert, was einen bleibenden Eindruck auf mich hinterlassen hat. Was sollte man hier verbessern? Die Zeit zeigte: Es fand sich eine ganze Menge, auch wenn mir der 5er der Baureihe E34 bis heute sehr sympathisch geblieben ist.

Als der nun eingestellte 5er (intern F11 für den Touring) im Jahr 2010 vorgestellt wurde, tat mir ein Mensch aufrichtig leid – nämlich derjenige, der für einen Nachfolger hauptverantwortlich sein würde. Der hat offensichtlich aber gute Arbeit geleistet, wie ein paar Tage im neuen BMW 520d Touring gezeigt haben. Fortschritte gibt es nicht nur im Bereich der elektronischen Spielereien, sondern auch in handfesten Dingen.

Ob nun die Gestaltung mit dazugehört, sei einmal dahingestellt. Den spontanen „Will-haben-Effekt” des Vorgängers löste der Neue bei mir nicht aus. Zwar blieb BMW der grundsätzlichen Linie treu, doch die starke Vergrößerung der Leuchten an Front und Heck haben den 5er für mich nicht eleganter gemacht. Das gilt auch für das Armaturenbrett mit seinem freistehenden Bildschirm. Zumindest investiert BMW hier noch in eine vollständige Interieurleiste. Im 1er und im neuen X3 sind sie vor dem Beifahrer stark verkürzt worden.

Displayschlüssel?

Abseits von diesen optischen Dingen bietet der neue 5er fast alles, was in dieser Klasse mittlerweile erwartet werden darf. Für manche Spielerei muss der Kunde allerdings umfangreich investieren, womit nicht gemeint ist, dass jedes Extra viel Geld kostet. Ein Beispiel dafür ist der Display-Schlüssel für 290 Euro, der aus der Ferne über Dinge wie Reichweite und Standklimatisierung informiert. Das dürfte auf dem Handy über eine BMW-App auch funktionieren. Der Schlüssel kann induktiv im Auto geladen werden, wobei er jedoch unangenehm heiß werden kann.

Display statt Kombiinstrument?

Etwas zwiespältig ist auch der Eindruck des Displays, welches gegen 390 Euro Aufpreis das normale Kombiinstrument ersetzt. Die Möglichkeiten, sich die Anzeige nach eigenen Wünschen zu gestalten, sind geringer als beispielsweise im Widescreen von Mercedes. Wobei fairerweise dazu erwähnt werden muss, dass dieses auch weitaus teurer ist. Einen Makel solcher Displays hat BMW offenbar aber in den Griff bekommen. Vom Beifahrersitz aus war in der Abendsonne auf dem Bildschirm nichts zu erkennen, vom Fahrersitz aus aber schon.

Gestensteuerung?

Auch die Gestensteuerung für 250 Euro konnte keinen Fahrer komplett überzeugen. Ein Beispiel: Für eine andere Lautstärke muss der Finger vor dem Display gedreht werden. Nach einer Umdrehung erkennt das System den Wunsch und pegelt den Ton neu ein – manchmal. Die Erkennung ist aber nicht so zuverlässig, dass ich diesen Weg häufiger mal wählen würde. Über die Tasten am Lenkrad oder den Drehregler geht das viel schneller.

Verbessert hat BMW das Platzangebot, wenn auch nur leicht. Die teuren Komfortsitze haben nun eine eine Lehne, die nicht mehr ganz so dick ist. Im Vorgänger war der Unterschied zwischen Normal- und Sportsitzen einerseits und dem vielfältig einstellbaren Komfortsitz andererseits größer. Der Kofferraum soll mit 570 nun 10 Liter mehr fassen – eine Differenz, die nicht zu merken ist. Von der Raumfülle eines Skoda Superb oder VW Passat bleibt der 5er Touring noch immer ein gutes Stück entfernt. Ganz angenehm ist, dass die Abdeckung des Kofferraums auch dann weicht, wenn nur die Heckscheibe geöffnet wird.

Gute Ergonomie

Ansonsten besticht auch dieser 5er mit einer guten Ergonomie. Das Infotainmentsystem der teuren Ausbaustufe „Professional” ist reich an Funktionen und trotzdem vergleichsweise einfach zu bedienen. Im Vorgänger gab es noch acht frei belegbare Favoritentasten, nun sind es noch sieben. Sie erleichtern den täglichen Umgang mit dem System sehr, auch wenn die Sprachsteuerung besser funktioniert als zuvor. Das Soundsystem von Harman/Kardon ist nun nur noch mit dem aufpreispflichtigen Navigationssystem zu haben. Eine etwas kleineres, im Prinzip aber vollkommen ausreichendes Navi ist nun serienmäßig. Eine Kopplung von dem teuren Navi und dem guten Soundsystem ist auch deshalb besonders ärgerlich, da das kleine HiFi-System in vielen BMW-Modellen klanglich keine Offenbarung ist – ganz zu schweigen von dem, was BMW Kunden dort antut, die keinen Aufpreis bezahlen wollten. Möglicherweise hat die Marke hier im neuen 5er aber auch nachgebessert.