Der Boss ist geladen

Die ersten Unternehmen experimentieren mit Software, die Leute einstellt. Das könnte interessant werden.

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Es fängt an: Der US-Onlinedienst Quartz berichtet von einem Startup mit dem schönen Namen B12, der mit automatischem Management arbeitet. B12 entwirft und wartet Websites. Der Laden ist recht klein und arbeitet mit einem Team selbstständiger Designer und Programmierer zusammen. Und jetzt kommt der Gag: Die Auswahl des spezifischen Kreativ-Teams für einen bestimmten Auftrag übernimmt kein Mensch, sondern eine Software namens Orchestra. Orchestra bildet eine Slack-Gruppe für das Projekt, identifiziert Teammitglieder, die sowohl verfügbar als auch geeignet sind, um spezifische Aufgaben zu erfüllen, und übergibt die Arbeit an Menschen und automatisierte Prozesse in der entsprechenden Reihenfolge. Eine Art elektrischer Manager. Und B12 ist nicht das einzige Unternehmen dieser Art. Quartz erwähnt noch ein Startup namens Gigster, das mit ähnlichen Methoden arbeitet.

"Wo ist das Problem?", könnten Sie fragen. Natürlich lassen sich solche Aufgaben automatisieren. Das ist kein Hexenwerk – und noch dazu wunderbar effizient.

Ich frage mich allerdings, wie die Geschichte weitergehen wird. Microsoft hat bereits vor einigen Jahren an der Kombination von Crowdworking und künstlicher Intelligenz geforscht. Auf Plattformen wie Mechanical Turk können Interessierte ja schon seit Jahren einfache Arbeiten wie das Markieren von Bildern übernehmen – also alle Fotos mit einem Hund zum Beispiel schlicht mit dem Stichwort "Hund" versehen, damit Programme dann mit diesen Daten trainiert werden können.

Das Problem ist aber, dass die Clickworker nur ganz wenig Geld für eine solche kleine Aufgabe bekommen – also stundenlang vor dem Rechner sitzen müssen, um damit etwas zu verdienen. Daraus ergibt sich eine gewisse Tendenz zur – sagen wir mal – Optimierung. Sprich: Nicht alles, was Clickworker abliefern, ist auch brauchbar.

Eines der Experimente bestand beispielsweise darin, einer KI beizubringen, wie die optimale Größe und Zusammensetzung einer Crowd ist, und welche Mitglieder einer zufällig zusammengesetzten Gruppe man rausschmeißen muss, damit die dann kleinere Crowd bessere Ergebnisse produziert.

Das ist der springende Punkt. Wenn eine Maschine die optimale Effizienz von Arbeitsprozessen berechnet, wird sie wahrscheinlich irgendwann sehr bald nicht nur Menschen anstellen, sondern auch feuern. Das Beratungsunternehmen Bain and Company rechnet damit, dass bis 2017 große Teile der Arbeit von Entscheidern automatisiert sind.

Das wird spannend. Was macht eine KI, die die Effizienz eines Unternehmens optimieren soll, wenn sie feststellt, dass sie nicht effizient genug ist? Schaltet sie sich selbst ab? Oder entlässt sie den Manager, der sie gekauft hat? Wir werden weiter berichten.

(wst)