Vor 20 Jahren: Microsoft rettet Apple

Am 6. August 1997 leitete der damalige "iCEO" Steve Jobs eine überraschende Wende im Umgang mit dem ehemaligen Erzrivalen ein, die Apple das wirtschaftliche Überleben sichern sollte.

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Vor 20 Jahren: Microsoft rettet Apple

Bill Gates auf der Videoleinwand während Steve Jobs' Eröffnungsrede zur Macworld Expo in Boston im August 1997.

(Bild: Montage aus Youtube-Video: Mac & i)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Es war totenstill, als Steve Jobs während der Eröffnungsrede zur Macworld Expo in Boston andeutete, wie es mit Apple weitergehen werde. Das Unternehmen machte damals große Verluste und stand – heute kaum noch vorstellbar – kurz vor der Pleite. Es brauchte dringend Geld.

Jobs gab eine verblüffende Allianz bekannt: Der einstige Erzfeind Microsoft werde 150 Millionen US-Dollar in Apple-Aktien investieren. Die Besucher buhten und pfiffen. Der erst wenige Monate zuvor zu Apple zurückgekehrte Gründer und neue Interims-CEO setzte sich darüber hinweg und erklärte, es handele sich um Vorzugsaktien, also Aktien ohne Stimmrecht. Daraufhin waren die Gäste auf der Macworld-Keynote wieder etwas milder gestimmt.

Dass der damalige Microsoft-Chef und einstige Erzfeind von Jobs Bill Gates am Abend per Videokonferenz hinzugeschaltet wurde, konnten viele aber kaum fassen.

Er besiegelte den Pakt mit der Ankündigung, Microsoft werde die Mac-Version seines Office-Pakets auch für die nächsten fünf Jahre weiterentwickeln. Gates sagte, 8 Millionen Anwender nutzten die Office-Programme Word, Excel & Co. auf dem Mac, und kündigte die nächste Version Office 98 an. Bis heute dürfte das Office-Paket zu den erfolgreichsten Software-Produkten für den Mac zählen, die nicht von Apple selbst stammen.

Außerdem werde Microsoft, so Gates, auch seinen Web-Browser für den Mac bereitstellen. Apple erklärte sich im Gegenzug bereit, den Internet Explorer auf neuen Macs sogar als Standard-Browser vorzuinstallieren. Steve Jobs sagte zur Empörung der Besucher: "Wir glauben, der Internet Explorer ist ein wirklich guter Browser". (Sechs Jahre später stellte Microsoft seinen Mac-Browser ein.)

Steve Jobs erklärte: "Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, Apple muss gewinnen und Microsoft muss verlieren. Apple muss einen großartigen Job machen, und wenn uns Microsoft dabei helfen kann, ist das großartig."

Das Unternehmen setzte zu einem beispiellosen Turnaround an (vgl. 40 Jahre Apple. Ein Rückblick auf die Erfolgsgeschichte.), formierte den Aufsichtsrat neu und erklärte kurze Zeit später Jobs zum offiziellen CEO. Der räumte mit dem Produktwirrwarr bei Apple auf, rasierte Soft- und Hardwarevielfalt radikal. 2011 trat Jobs zurück, zweieinhalb Monate später starb er an Krebs. Heute ist Apple der wertvollste börsennotierte Konzern der Welt.

Aus Gates' Perspektive handelte es sich damals um einen klugen Schachzug: Mit dem Deal räumte der Microsoft-Chef nämlich die Bedenken des US-Justizministeriums beiseite, das sein Unternehmen im Zusammenhang mit dem Browserkrieg gegen Netscape im Visier hatte, weil der Internet Explorer mit Windows gebundelt war: Wäre der Mac vom Markt verschwunden, hätte Microsoft quasi ein Betriebssystem-Monopol besessen.

Jahre später konnte Microsoft die Apple-Aktien mit großem Aufschlag verkaufen. (se)