Renault Streetscooter

Fahrbericht Renault Kangoo ZE

Als Renault anfing, Elektroantriebe anzubieten, waren gleich auch Nutzfahrzeuge dabei. Der Kangoo ZE geht mit dieser Erfahrung und einer vergrößerten Batterie in die zweite Generation.

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Renault Kangoo ZE 20 Bilder
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Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Als DHL die Akquise des Startups Streetscooter verkündete, wunderte man sich: Dass Volkswagen keinen entsprechend günstigen Transporter bauen wollte, konnte man sich vorstellen. Aber einen Renault Kangoo gab es damals schon mit Elektroantrieb, und der liegt auf den ersten Blick sehr nahe an den Anforderungen für die städtische Paktetauslieferung: viele Varianten, auch als Kastenwagen, kleiner, sparsamer Motor, vergleichsweise geringer Preis, bewährte Plattform. Jetzt gibt es ein Update des Renault Kangoo ZE.

Zoe-Antrieb

Über das Fahren gibt es nicht viel zu sagen. Renault verzurrte einen Pressspanblock von einer Vierteltonne im Laderaum, um für ein realistisch beladenes Fahrgefühl zu versorgen, das völlig in Ordnung geht und wie häufig bei Nutzfahrzeugen bis auf die Beschleunigungswerte eher besser funktioniert als bei leerem Laderaum. Der Antrieb ist jener aus Renaults Zoe: ein kleiner, fremderregter, aber dennoch sparsamer Motor aus eigener Fertigung mit 44 kW, Frontantrieb. In der Kangoo-Plattform gibt es etwas weniger Platz für die Batterie, sie speichert nun dank höherer Energiedichte 33 kWh. Überland sind damit ohne Spagat 200 km drin, der Worst Case im Winter ohne die aufpreispflichtige Wärmepumpe liegt laut Renault bei 120 km, der NEFZ sagt 270 km. Als Lademöglichkeit bietet Renault nur einphasiges Wechselstromladen an, also maximal 4,6 kW an der Wallbox daheim und maximal 7,2 kW an Ladestationen mit 32 A Stromstärke auf der 230-V-Phase.

Renault argumentiert damit, dass der Wagen damit 85 Prozent des aus den Daten geschätzten Einsatzgebietes abdeckt. Szenarien mit mittags laden für eine vergrößerte Nachmittagstour entfallen so jedoch. Das gilt aber auch für den Konkurrenten Streetscooter. Es bleibt ein Auto, das weit genug fährt für die meisten Aufgaben, das außen klein genug baut für kruschtelige mittelalterliche Innenstädte und innen groß genug für Lieferaufgaben: zwischen 3,6 und 4,6 Kubikmeter fasst die kurze beziehungsweise längere Karosserie, es gibt einen Kastenwagen-Aufbau mit 6,5 qm Laderaum. Zum einfacheren Beladen oder für Sperrgut kann der hintere Teil des Daches geöffnet werden.

Teuer

Der Kangoo ZE dürfte unabhängig von DHLs Entscheidung in vielen Lieferfirmen so punkten, wie er ist. Den Akku kann man weiterhin mieten, man muss es aber nicht mehr. Kunden können also abwägen, ob sie die Akkumiete als monatliche Kosten buchen oder 9100 Euro zusätzliche Kosten für den Akku abschreiben wollen. Privatkunden mit Familien voller Kinder und Hunde und Fahrräder kauften auch früher schon ganz gern Kangoo, das aber eben auch wegen des Preises. Der liegt für die E-Version recht hoch. Die Regierung schießt 2000 Euro zu, Renault lässt 3000 auf den Listenwert nach. Es bleiben mindestens 24.775 Euro (Zweisitzer ohne alles), mit monatlicher Batteriemiete (ab 69 Euro) oder mindestens 35.605 Euro inklusive Akku. Der elektrische Fünfsitzer kostet mit Batterie ab 37.985 Euro. Der Basisbenziner des Kangoo fängt bei 17.029 Euro an.

Im Vergleich zum Verbrenner-Kangoo fährt das E-Auto besser, ist leiser, besser dosierbar am Drehmoment und wie jedes aktuelle Elektroauto in der Anschaffung so teuer, dass die Rechnung trotz geringerer Wartungskosten nur in recht wenigen Fällen aufgeht. (cgl)