Kombilösung

Polituren und Kombiprodukte im Test

Für den Test wurden klassischen Polituren und Kombiprodukte herangezogen, die dann von der GTÜ in ein Bewertungsschema gepresst wurden. Das Ergebnis mag für Menschen, die sich mit dem Thema intensiv auseinandersetzen, einen gewissen Unterhaltungswert haben, allen anderen bringt es wenig

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(Bild: DR. O.K. Wack Chemie GmbH )

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Martin Franz

Es ist zugegebenermaßen nicht ganz einfach sich im breiten Angebot der Fahrzeugpflegemittel zurechtzufinden. Versiegelungen, Polituren, Wachse, dazu noch Mischungen aus Polituren und Wachsen – da kann man schnell den Überblick verlieren. Ein Test könnte helfen, dieses Dickicht etwas zu lichten, doch der aktuelle Test der Gesellschaft für technische Überwachung (GTÜ) trägt durch eine fachferne Zusammenstellung dazu leider nicht bei.

Den Fachleuten der GTÜ ist bei der Kombination ihrer Testkandidaten ein typischer Fehler unterlaufen, der vielen Verbrauchern auch passieren kann. Für den Test wurden klassischen Polituren und Kombiprodukte herangezogen, die dann in ein Bewertungsschema gepresst wurden. Das Ergebnis mag für Menschen, die sich mit dem Thema intensiv auseinandersetzen, einen gewissen Unterhaltungswert haben, allen anderen bringt es wenig.

Drei Arten von Mitteln

Zum besseren Verständnis sollte man die drei grundsätzlichen Arten der Lackbehandlung aber unterscheiden können. Eine Politur beseitigt Kratzer, indem sie die Kanten der Kratzer bricht. Je nach Lackzustand gibt es dafür feine oder auch gröbere Polituren. Danach ist der Lack zwar glänzend, aber ungeschützt.

Die Unterscheidung zwischen einer Versiegelung und einem Wachs ist etwas diffiziler. Eine Versiegelung geht gewissermaßen eine Verbindung mit dem Lack ein und ist oftmals – nicht immer – etwas kniffliger zu verarbeiten als ein Wachs. Ein Wachs wiederum liegt auf dem Lack. Beide sollen den Lack vor Umwelteinflüssen schützen, was bis zu einem gewissen Grad auch gelingt. Zudem wird die Autowäsche erleichtert.

In den Regalen der Baumärkte finden sich nun immer mehr Kombiprodukte, die Politur und Schutz in Form von Wachs in einem Arbeitsschritt versprechen. Das klingt gut, allerdings gibt es dabei ein paar Punkte zu bedenken. Zu einem braucht ein mit Wachs oder Versiegelung geschützter Lack nicht alle paar Monate eine Politur. Zudem erreicht ein Kombiprodukt in der Regel nicht ganz den Glanz, der mit einer getrennten Verarbeitung von Politur und Wachs möglich wäre. Der Schutzeffekt eines Kombiproduktes hält nicht so lang. Es spricht also einiges dafür, die beiden Arbeitsschritte Polieren und Wachsen nicht zu vereinen.

Beliebte Kombis

Trotzdem sind die Kombis offenbar gefragt, denn sonst würde der Handel nicht ein so großes Angebot vorhalten. Unter die von der GTÜ getesteten Produkte befinden sich zwei reine Polituren, nach deren Anwendung der Lack also noch mit Wachs oder Versiegelung geschützt werden sollte. Nigrin und Meguiar’s weisen darauf auch explizit hin. Noch merkwürdiger erscheint die GTÜ-Auswahl, wenn man sich einmal genauer anschaut, für was die einzelnen Produkte vom Hersteller gedacht sind.

Aral beispielsweise sieht seine „Tiefenpolitur 2 in 1“ vor allem für verwitterte und matte Lacke vor – es braucht reichlich Schleifmittel in der Politur, um so einen Lack wieder zum Glänzen zu bringen. Marktführer Sonax spricht bei seinem „Xtreme Polish+Wax 3 Hybrid NPT“ von einer kraftvollen Politur und einer Grundkonservierung. Für dauerhaften Schutz und einen länger anhaltenden Glanz empfiehlt man auch hier eine zusätzliche Schicht Wachs. A1 „Speed Polish“ soll unabhängig von seinem Ausgangszustand eine „hochbrillante Oberfläche“ schaffen – eine kühne Ansage. Nigrin, Meguiar’s, Autosol und Rot Weiss sehen die für den Test herangezogenen Mittel nur zur Beseitigung von leichten Kratzern. Mit ihnen sollen nach einer gründlichen Politur feine Kratzer und Unebenheiten ausgeglichen werden, was für noch einmal mehr Glanz gut sein kann – der letzte Schliff, wenn man so will.

Die zugedachten Aufgaben der Mittel sind also höchst unterschiedlich, so dass das Ergebnis dieses Tests nur wenig Aussagekraft hat. Wer sich die Mühe einer Pflege von Hand machen will, dem rate ich zu einer zum Lackzustand passenden Politur und einem Wachs danach. Wird das Auto zwei- bis dreimal im Jahr zu gewachst, kann man sich die Mühen einer Politur für geraume Zeit sparen. Als Wachs mit lang anhaltendem Effekt kann ich das günstige Collinite 476s empfehlen. Ein Langzeit-Versuch mit dem Sonax Polymer Netshield läuft aktuell. Mit beiden Mittel ist der Pflegeaufwand minimal – und günstig. Die Investition in teure Mittelchen ist zwar möglich, entgegen mancher Vorurteile aber für ein gepflegtes Auto nicht zwingend nötig.

(mfz)