Abgas-Skandal: Ingenieur belastet Audi-Vorstand

Ein verhafteter Audi-Mitarbeiter hat die Konzernführung schwer belastet: Frühere und jetzige Vorstände des Autohersteller sollen von der Dieselproblematik gewusst haben – manche Spitzenmanager auch von Softwaremanipulationen.

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Abgas-Skandal: Ingenieur belastet Audi-Vorstand

(Bild: dpa)

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Vorstände des Autoherstellers Audi sollen seit 2006 von Abgasproblemen bei Dieselautos gewusst haben. Das gehe aus Aussagen eines in München inhaftierten Ingenieurs hervor, berichten NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung.

Demnach hat der frühere Audi-Ingenieur in einem Bericht 44 Vorgänge wie Sitzungen, Vorträge und E-Mails von März 2006 bis Juli 2014 aufgeführt, die belegen sollen, dass der frühere VW-Konzernchef Martin Winterkorn, der Audi-Vorstandsvorsitzende Rupert Stadler und der gesamte Audi-Vorstand die Abgasprobleme bei Dieselfahrzeugen kannten. Zwei weitere langjährige VW-Spitzenmanager sollen von Softwaremanipulationen gewusst haben.

Bereits am 9. Oktober 2006 soll ein führender Motorenentwickler bei Audi mehrere Führungskräfte über das Grundproblem bei AdBlue informiert haben. Aufgrund des Vortrags sei diesen bereits damals klar gewesen, dass die geplanten AdBlue-Tanks für eine gründliche Abgasreinigung zu klein waren. Anstatt sie zu vergrößern, hätten Audi-Techniker eine Software installiert, mit der die Abgasreinigung im Straßenverkehr weitgehend ausgeschaltet wurde. Der Vorstand einschließlich Audi-Chef Rupert Stadler sei wiederholt über das AdBlue-Problem informiert worden.

Die Münchner Staatsanwaltschaft erklärte laut dem Bericht, sie prüfe nun die Angaben. Bislang werde nicht gegen heutige oder frühere Audi-Vorstandsmitglieder ermittelt, die Vernehmungen seien aber noch nicht abgeschlossen. Audi-Chef Stadler hat wiederholt erklärt, er habe von den Softwaremanipulationen nichts gewusst; ebenso Martin Winterkorn, der wegen der Abgasaffäre als Vorstandschef bei VW gehen musste.

Chronologie des Abgas-Skandals (78 Bilder)

Mitte September 2015:  Die US-Umweltschutzbehörde EPA beschuldigt den Volkswagen-Konzern, Diesel-PKWs der Baujahre 2009 bis 2015 mit einer Software ausgestattet zu haben, die die Prüfungen auf US-amerikanische Umweltbestimmungen austrickst. Zu ähnlichen Untersuchungsergebnissen ist auch das California Air Resources Board (CARB) gekommen. Beide Behörden schicken Beschwerden an VW. (Im Bild: Zentrale der EPA in Washington D.C.)
(Bild: EPA
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(anw)