Fehlende Luftaufklärung

Debatte um Zukunft des Verbrennungsmotors

Der Wahlkampf erhitzt die Diskussion um die Zukunft des Verbrennungsmotors, die eigentlich mit kühlem Kopf und klugen Argumenten geführt werden müsste. Davon ist man ein gutes Stück entfernt, wie ein Zusammenfassung der aktuellen Redebeiträge zeigt

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Alexander Dobrindt 3 Bilder

(Bild: Audi)

Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

Die Füllung des diesjährigen Sommerlochs geht in die Verlängerung, wobei vorerst nicht damit zu rechnen ist, dass langsam sinkenden Temperaturen die heißgelaufene Debatte rund um die Zukunft des Verbrennungsmotors etwas versachlichen könnte. Bis zum 24. September - und möglicherweise auch noch etwas danach - wird es einen Wettlauf geben, wer den Balanceakt am besten hinbekommt, den Individualverkehr in Richtung Zukunft auszurichten und gleichzeitig dem Verbraucher zu suggerieren, dass alles vorerst bleibt wie es ist. Am Wochenende gab es dazu gleich mehrere Aussagen, die fast alle eines gemeinsam haben: Zu einer Diskussion mit klugen Argumenten und kühlem Kopf tragen sie meist nicht bei. Während die CSU einen Ausstieg als nicht verhandelbar bezeichnete, bekräftigten die Grünen, nur eine Koalition einzugehen, die das Ende dieser Technik einleite. Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht das Ende der Dieseltechnik noch in weiter Ferne.

Koalitionsaussagen

„Ein Verbot des Verbrennungsmotors legt die Axt an die Wurzel unseres Wohlstands“, sagte CSU-Chef Horst Seehofer den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Das ist in Koalitionsgesprächen für die CSU genauso wenig verhandelbar wie Steuererhöhungen, eine Erleichterung der Zuwanderung und eine Lockerung der Sicherheitspolitik.“ Grünen-Spitzenkandidat Cem Özdemir erwiderte in den Montagsausgaben der Funke-Mediengruppe: „Grüne gehen in keine Koalition, die nicht das Ende der Ära des fossilen Verbrennungsmotors einleitet und den Einstieg in den abgasfreien Verkehr schafft.“ Dem Spiegel zufolge sieht ein noch nicht beschlossenes Verkehrsprogramm der Grünen vor, Dieselfahrzeuge steuerlich stärker zu belasten. Dafür soll der Kauf „emissionsfreier“ Autos wie Elektrofahrzeuge mit 6000 Euro gefördert werden. Der Bundesvorstand solle das Programm am Montag (28. August 2017) beschließen.

Brückentechnologie

Doch wie lange dauert ein Ausstieg aus der Dieseltechnik? „Den Diesel wird es noch viele, viele Jahre geben, genauso wie den Verbrennungsmotor“, sagte Merkel (CDU) am Sonntag (27. August 2017) im Sommerinterview der ZDF-Sendung Berlin direkt. „Es hat keinen Sinn, jetzt die Menschen zu verunsichern.“ Die Brückentechnologie Verbrennungsmotor „werden wir nicht Jahre brauchen, sondern ich würde sagen: Jahrzehnte“. Mit Seehofer gebe es da „sehr viel Übereinstimmung“, sagte Merkel. In Richtung Grüne fügte sie hinzu: „Ich nehme alles Ernst, was die Mitbewerber sagen.“ Jetzt werde aber nicht um Koalitionen gekämpft. Zudem halte sie nichts davon, jeden Tag zu sagen, was man in Koalitionsvereinbarungen einbringen werde.

Merkel zufolge werden „umweltfreundliche Dieselmotoren benötigt, um die Klimaschutzziele einzuhalten“. Eine Jahreszahl für das Aus dieser Motorenart wollte sie nicht nennen. Zugleich müsse der Umstieg auf die Elektro- oder Wasserstoffmobilität geschafft werden. „Wir wollen am Ende dieses Jahrhunderts (...) ein Jahrhundert ohne größere CO2-Emissionen haben“, betonte sie. „Aber wir sind im Jahre 2017.“

"Verbrenner wird noch gebraucht"

Auch der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz sagte, der Verbrennungsmotor werde noch lange gebraucht. Anstatt die Technologie in Bausch und Bogen zu verdammen, wäre es besser, jetzt in die Optimierung der Diesel-Technologie zu investieren. In dieser Frage seien die Union und die Grünen sehr weit voneinander entfernt. „Schlimmer kann es für Schwarz-Grün nicht kommen“, fügte er im ARD-Sommerinterview hinzu.