Autonome Autos: US-Abgeordnete wollen 100.000 Testfahrzeuge auf die Straße lassen

Das US-Repräsentantenhaus hat einen "Self Drive Act" beschlossen, wonach die allgemeinen Sicherheitsbestimmungen für Probeläufe mit hochautomatisierten Fahrzeuge gelockert werden sollen. Die Bundesstaaten bleiben weitgehend außen vor.

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Autonome Autos: US-Abgeordnete wollen 100.000 Testfahrzeuge auf die Straße lassen
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In den USA sollen sich bald deutlich mehr selbstfahrende Autos unter den normalen Verkehr mischen. Das US-Abgeordnetenhaus hat dazu in seltener Einigkeit mit den Stimmen der Republikaner und der Demokraten den Entwurf für einen "Self Drive Act" verabschiedet. Laut der Initiative sollen einzelne Bundesstaaten keine eigenen Regeln mehr festlegen dürfen für das Design, die Konstruktion und die Leistung hochautomatisierter Fahrzeuge. Die Abgeordneten wollen damit einen Flickenteppich an Vorgaben verhindern und autonome Autos rascher auf die Straße bringen.

Firmen, die an selbstfahrenden Autos arbeiten, können sich zudem laut dem Vorhaben von bestehenden Auflagen für verkehrstüchtige Fahrzeuge befreien lassen. Im Lauf des ersten Jahres dürften sie testweise bis zu 25.000 mehr oder weniger autonome Kfz auf öffentlichen Verkehrswegen einsetzen, binnen drei Jahren soll diese Zahl auf bis zu 100.000 ansteigen. Während für solche Probeläufe die allgemeinen Sicherheitsbestimmungen teils außer Kraft gesetzt werden sollen, enthält der Entwurf vergleichsweise strenge Auflagen für die Cybersicherheit und den Datenschutz.

Um die Technik für das autonome Fahren in der Breite anwendbar zu machen und damit das Transportnetz "sicherer und effizienter" zu machen, seien Richtlinien für kontinuierliche Tests und Fortentwicklungen nötig, begründete der republikanische Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy, den Schritt. Nur so könnten die USA "das innovativste Land der Welt" bleiben. Hierzulande hat der Bundestag bereits im März einen Gesetzentwurf beschlossen, mit dem er mehr Rechtssicherheit beim automatisierten Fahren schaffen will.

John Simpson von der Verbraucherschutzorganisation Consumer Watchdog monierte dagegen, dass mit dem Entwurf Autohersteller und Technologiekonzerne von den Standards der Verkehrsschutzbehörde National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) ausgenommen und die Verbraucher mit einem Wild-West-Szenario konfrontiert würden. Wenn die Politik einschlägige Lösungen dem Markt überlasse, setzten die Beteiligten auf die billigste Variante. Einzelne Analysten und Forscher sprachen dagegen von einem vernünftigen und flexiblen Ansatz, der Entwicklern genügend Spielraum lasse, die Kontrolle durch die NHTSA aber nicht aufhebe. Der Self Drive Act oder ein ähnlicher Gesetzentwurf müssen noch den Senat passieren, bevor die Regeln so oder in überarbeiteter Form in Kraft treten könnten. (mho)