Facebook-Faktenprüfer sind frustriert

Frust bei den Facebook-Faktenprüfern: Das soziale Netzwerk verweigert ihnen den Zugang zu internen Daten. Die Prüfer können deshalb ihre Arbeit nicht effektiv machen, sagen sie. Facebook argumentiert mit dem Datenschutz.

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Initiative für Medienkompetenz

(Bild: dpa, Tobias Hase)

Lesezeit: 3 Min.

Zur Bekämpfung von Falschmeldungen arbeitet Facebook seit Dezember 2016 mit externen Recherche-Organisationen zusammen. Sie sollen im Auftrag des sozialen Netzwerks umstrittene Inhalte auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen. Doch weil Facebook den Faktenprüfern in den USA keine internen Daten zur Verfügung stellt, sind diese frustriert: Die Organisationen können beispielsweise nicht prüfen, welche Auswirkungen die Kennzeichnung eines umstrittenen Beitrags hat. Wird er mehr oder weniger geteilt? Reagieren mehr oder weniger Nutzer darauf? Wirkt die Kennzeichnung eines umstrittenen Beitrags vielleicht sogar als Auszeichnung?

Den Faktenprüfern fehlen zudem nötige Informationen, um die gemeldeten Beiträge sinnvoll zu priorisieren und die allerwichtigste Nachricht herauszupicken. Das ist wichtig, weil die Prüfung eines Beitrags bis zu fünf Stunden dauern kann. Die Auswahl der richtigen Story ist deshalb von großer Bedeutung, erklärt Aaron Sharockman vom Überprüfungs-Projekt PolitiFact. Einige Faktenprüfer argumentieren, dass Facebook mit seinem Verhalten die eigenen Bemühungen, gegen "Fake News" vorzugehen, aktiv unterwandere. Gegenüber dem Onlinemagazin Politico sagte Le-Monde-Journalist Adrien Sénécat, dass der "allgemeine Informationsmangel" für die meisten Faktenprüfer ein Problem sei. Facebook aber will aus Datenschutzgründen keine Rohdaten nach draußen geben, schreibt Politico weiter.

Vor den US-Wahlen hatte Facebook-Chef Mark Zuckerberg den Einfluss von Fake News auf die Wahlen noch als "wirklich verrückte Idee" abgetan. Später stieg der Druck auf Facebook immer mehr an, bis das Unternehmen schließlich einige Maßnahmen gegen Fake News ankündigte, darunter der Faktencheck durch Dritte. Seitdem gebe es weniger Fake News im sozialen Netzwerk, sagt Facebook. Außerdem würden die gekennzeichneten Inhalte seltener geteilt als andere Beiträge. Beweise dafür legte Facebook aber keine vor. Es sei schwierig zu messen, erklärte Adam Mosseri, Vize-Präsident News Feed bei Facebook. Gegenüber Politico versicherte Facebook, dass man in Zukunft mehr Daten mit den externen Faktenprüfern teilen wolle. Welche genau und ab wenn, bleibt aber unklar. Optimistische Faktenprüfer wie Aaron Sharockman hoffen jedenfalls, dass sich das Unternehmen schließlich öffnen wird.

In den USA überprüfen fünf Organisationen die Inhalte für Facebook: PolitiFact, FactCheck.org, Snopes.com, AP und ABC News. Seit März können die US-Nutzer verdächtige Inhalte melden, außerdem macht sich ein Algorithmus auf die Suche nach falschen Fakten; dabei setzt Facebook verstärkt auf maschinelles Lernen. Alle verdächtigen Beiträge landen in einer Warteschleife, bis sie die Faktenprüfer unter die Lupe nehmen. Wenn mindestens zwei Organisationen einen Beitrag als unglaubwürdig klassifizieren, wird der Beitrag als "disputed" (umstritten) gekennzeichnet. Seit Anfang dieses Jahres prüft in Deutschland das gemeinnützige Recherchebüro Correctiv potenzielle Falschmeldungen. (dbe)