Stoffwechsel

Rhein-Main-Gebiet: Busse mit Wasserstoffantrieb im Test

Mainz, Frankfurt am Main und Wiesbaden wollen ihre Busflotte modernisieren. Statt mit Benzin- oder Dieselmotoren sollen Busse mit Wasserstoff fahren, der von Brennstoffzellen in Energie umgewandelt wird. Elf Linienbusse sollen ab Herbst 2018 in den drei Städten unterwegs sein

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(Bild: Daimler)

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  • dpa
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Mainz, Frankfurt am Main und Wiesbaden wollen ihre Busflotte modernisieren. Die drei größten Städte im Rhein-Main-Gebiet nehmen an einer Förderinitiative der Europäischen Union teil. Statt mit Benzin- oder Dieselmotoren sollen Busse mit Wasserstoff fahren, der von Brennstoffzellen in Energie umgewandelt wird. Elf Linienbusse sollen ab Herbst 2018 in den drei Städten unterwegs sein. Für Mainz sind zwei Solobusse und zwei längere Gelenkbusse auf Wasserstoffbasis vorgesehen, wie die Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) mitteilte.

Grenze überschritten

Mainz ist vor Ludwigshafen und Koblenz die Stadt mit der höchsten Luftverschmutzung in Rheinland-Pfalz. In einigen Straßen wird der EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid (NO2) pro Kubikmeter Luft regelmäßig überschritten. Schon Ende August 2017 hat die rheinland-pfälzische Landesregierung drei Millionen Euro Soforthilfe für die drei Städte bereitgestellt, um drohende Fahrverbote für Dieselautos zu verhindern. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Kommunen in Deutschland kürzlich zusätzliche 500 Millionen Euro zugesagt, um die Luftverschmutzung durch Dieselabgase zu verringern. Es werde nun geprüft, welche Maßnahmen an welchem Ort am wirksamsten seien, um die Emissionen unter den Grenzwert zu bringen, sagte der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP).

Die älteste Flotte

Dabei geht es etwa um die Umrüstung von Bussen mit Dieselantrieb. Rheinland-Pfalz hat die älteste Busflotte Deutschlands. Nach Angaben des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmer (VDV) sind die Busse Anfang 2017 im Schnitt 10,6 Jahre alt gewesen. „Rund 20 Prozent der CO2-Emissionen und etwa 40 bis 50 Prozent der Stickstoffdioxid-Emissionen stammen in Deutschland aus dem Verkehrssektor. In Mainz sind besonders die Dieselmotoren von Bussen daran beteiligt“, sagte die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne). Gerade der ÖPNV könne mit Elektromobilität und Wasserstoffbrennzellen-Technik dazu beitragen, die Luftqualitätsvorschriften und Klimaschutzziele einzuhalten.

Der Antrieb mit Wasserstoff und Brennstoffzellen bietet einige Vorteile. Durch das Pilot-Projekt „H2Bus RheinMain“ könnten in Mainz und Wiesbaden bis zu 600 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden, teilte das Umweltministerium mit. Im Gegensatz zum herkömmlichen Diesel- oder Benzinantrieb bestehen die Abgasemissionen nach Angaben des Umweltbundesamtes aus Wasserdampf. Die Brennstoff-Motoren sind außerdem deutlich leiser als Dieselmotoren.

500 Busse geplant

Die Brennstoffzellen-Busse werden von der Initiative für Wasserstoff-Fahrzeuge in Europa (JIVE) der Organisation Brennstoffzellen und Wasserstoff (FCH JU) mit zwei Millionen Euro gefördert. JIVE hat das Ziel, bis zum Jahr 2020 europaweit mehr als 500 solcher Busse auf die Straßen zu bringen. In einem ersten Schritt sollen 142 in neun europäischen Städten und Großstadtregionen fahren, teilte FCH JU mit. Sie unterstütze mit JIVE die Markteinführung von Wasserstofftechnologie-Produkten für ein CO2-freies Energiesystem.

Die Brennstoffzellen-Busse können nach Angaben der MVG gut 300 Kilometer weit fahren, was für den Linienverkehr vollkommen ausreichend sei. Brennstoffzellen seien mit ihrer größeren Reichweite gegenüber batteriebetriebenen Elektroautos klar im Vorteil, sagte Christian Hoffmann vom „Verband Deutscher Verkehrsunternehmer“ Rheinland-Pfalz (VDV).