Einst und jetzt

Vorstellung: Borgward Isabella Concept

Borgward will noch in diesem Jahr mit den Verkäufen in Deutschland starten. Zu Beginn wird es nur SUVs geben, doch dabei wird es nicht bleiben. Wie es bei Borgward weitergehen könnte, zeigt eine Studie mit dem traditionsreichen Namen Isabella

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Borgward Isabella 14 Bilder
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Franz

Es scheint noch immer lukrativ zu sein, historische Namen zu reaktivieren. BMW holt alle paar Jahre den guten Null-Zwo aus dem Museum, wenn es darum geht, einem Auto besonders sportliche Gene anzudichten. Etwas komplizierter ist es mit Borgward, was nicht nur mit dem unrühmlichen Ende der Marke im Jahr 1961 zusammenhängt, sondern viel mehr damit, dass das eben schon verdammt lange her ist. Anders als im Fall von BMW, wo es immer mal wieder frische Akzente und eine gut geölte Traditionsabteilung gibt, hielten bei Borgward nur treue Fans an die Erinnerung lebendig. Es gab in der Vergangenheit schon ein paar Anläufe, daraus Kapital zu schlagen und die Marke wiederzubeleben. Der aktuelle scheint auf einem guten Weg zu sein, auch wenn die Modelle bisher eher konservativ gestaltet waren. Das soll sich nun ändern.

Wegweisend

Für die markante Studie, deren Scheinwerfer entfernt an Porsche erinnern, hat sich Borgward einen traditionsreichen Namen ausgesucht. Wohl kaum ein Modell ist derart im Zusammenhang mit Borgward im Gedächtnis geblieben wie die Isabella – eine wegweisende, wunderschöne Limousine im zeitgenössischen Stil. Der aktuellen Studie mit diesem Namen ist gleiches kaum zu unterstellen. Eine gewisse Eleganz bringt sie zwar mit, was manch einer durchaus anders sehen mag. Die Nasenspitze ist weit nach vor herausgezogen, die Dachhaut wirkt hinten wie aufgesetzt. Die Türen schwenken nach vorn und hinten, wobei die Hauptlast ein massiver unterer Arm trägt. Nur auf Höhe der Fensterlinie gibt es zusätzlich eine dünne Führung.

Im Innenraum gibt es hier noch ein Lenkrad, was dieser Tage längst nicht mehr in jeder Studie zu finden ist. Das Bedienkonzept besteht aus Touchscreen-Einheiten, die von Fahrer und Beifahrer nach ihrem Gusto konfiguriert werden können. Das Display nutzt die gesamte Fahrzeugbreite und verläuft unterhalb der Windschutzscheibe. Die vorderen Sitze sind nur vorn befestigt, hinten gibt es zwei feste Einzelsessel.

Allradantrieb

Das Borgward Isabella Concept steht auf der „ePropulsion“-Plattform, die bei Borgward für E-Mobile vorgesehen ist. Als Antrieb dienen zwei E-Motoren, die an Vorder- und Hinterachse verbaut werden. Sie leisten zusammen 220 kW und bieten eine maximale Drehkraft von 450 Nm. Nach 4,5 Sekunden soll aus dem Stand Tempo 100 erreicht sein, die Höchstgeschwindigkeit bei 250 km/h liegen.

Die Reichweite soll bei 500 km liegen, wobei Borgward zur Kapazität nichts verrät. Der Ladevorgang auf 80 Prozent soll in 30 Minuten an einer nicht näher spezifizierten „Schnellladestation“ erledigt sein. Immerhin so viel verrät Borgward dann doch: Eine induktive Ladung soll möglich sein – die manchen Menschen lästige Wurstelei mit Kabeln entfällt also.

In Serie?

Bleibt letztlich die Frage, die jede Studie begleitet: Hat das Borgward Isabella Concept eine realistische Chance auf eine Serienfertigung? In dieser konkreten Form wohl eher nicht. Dafür wären manche Lösungen wie jene mit den schwenkenden Türen wohl zu teuer und auch zu schwer. Die Antriebsplattform aber und auch manches Designelement wird sich in künftigen Borgward-Modellen wiederfinden. Bei aller Liebe zur Pflege von Traditionen: Für einen nachhaltigen Erfolg wird die Rückbesinnung auf eine einst glanzvolle Zeit nicht reichen. Bei Borgward dürften sich dessen alle Verantwortlichen bewusst sein. Andernfalls endet der aktuelle Anlauf wie die Geschichte des Jahres 1961. (mfz)