Facebook, Politik und Voreingenommenheit: Zuckerberg wehrt sich gegen Trump-Vorwürfe

Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat nach einem vorwurfsvollen Tweet von Donald J. Trump eine Verteidigungsrede für sein soziales Netzwerk verfasst. Er wirbt um Verständnis und weist jede Schuld zurück. Souverän klingt das aber nicht.

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Zuckerberg

(Bild: dpa, Noah Berger)

Lesezeit: 3 Min.

Facebook-Gründer und -Chef Mark Zuckerberg hat sich in einem Statement gegen eine Äußerung von US-Präsident Donald J. Trump gewehrt. Trump stellte via Twitter in den Raum, dass Facebook immer gegen ihn gewesen sei, ebenso wie die großen Networks. Er weitete seine Anklage außerdem (wie gewohnt) auf die New York Times und Washington Post aus und schloss den Tweet mit der Frage, ob es vielleicht eine "Absprache" gegeben habe.

Zuckerberg reagierte nun explizit mit einem öffentlich einsehbaren Facebook-Post auf Trump. Er erklärte, dass ohnehin um die Frage gestritten werde, ob Facebook einem politischen Akteur geholfen oder geschadet habe – Trump denke, dass Facebook ihm geschadet hätte, Liberale dächten, dass Facebook Trump geholfen hätte, weil ihnen einige Ideen und Inhalte nicht gefielen. So sehe Zuckerbergs Arbeit aus, der "eine Plattform für alle Ideen" unterhalte.

Und er tweetet weiter...

(Bild: Twitter)

Danach hob Zuckerberg auf die ihm vorliegenden "Fakten" ab, die andere Dinge belegen würden als allgemein kolportiert. So habe Facebook etwa dazu beigetragen, dass Menschen viel mehr über Themen diskutierten – und auch nicht nur über die Themen, über die Medien berichteten.

Zudem sei die US-Wahl im Jahr 2016 die erste gewesen, bei der der Online-Wahlkampf so eine große Rolle spielte. Kandidaten hätten ihre eigenen Seiten betrieben und täglich mit Millionen Wählern interagieren können. Auch hätten die Wahlkampagnen mehrere hundert Millionen Dollar in Online-Wahlwerbung gesteckt – das sei "tausendmal mehr" als Facebook an problematischer "Werbung" gefunden hätte. Zur Wählermobilisierung habe Facebook auch wesentlich mehr beigetragen als beide Kampagnen zusammen.

Zuckerberg entschuldigte sich dafür, dass er rasch nach der Wahl erklärt hatte, dass er es "für eine ziemlich verrückte Idee" halte, "dass falsche News auf Facebook [...] die Wahl auf irgendeine Weise beeinflusst haben könnten". Dass er die Vorwürfe sofort abgetan habe, findet er nicht mehr in Ordnung. Trotz allem würden die Daten zeigen, dass die wesentlich "größeren Auswirkungen" von Facebook – nämlich Menschen eine Stimme zu geben und direkte Diskussionen mit Kandidaten zu ermöglichen – eine wesentlich größere Rolle spielten als negative Effekte.

Dass Zuckerberg sich und sein Netzwerk in diesem Ausmaß verteidigt, passiert nicht häufig und zeigt, dass er an einem wunden Punkt getroffen worden sein muss. Dass er darauf hinweist, dass er als Betreiber einer "Plattform für alle Ideen" von allen Seiten Kritik einstecken muss, soll um Mitgefühl werben, steht ihm aber nicht gut zu Gesicht. Schließlich – so positiv die Formulierung "Plattform für alle Ideen" klingen mag – ist Facebook dafür bekannt, eben auch solche "Ideen" nur zögerlich zu löschen, die menschenverachtend, hasserfüllt und gewaltstiftend sind.

Genau mit diesem Vorwurf wird sich der Facebook-Chef weiterhin befassen müssen. Und es ist auch als ein Schuldeingeständnis zu sehen, wenn Zuckerberg darauf hinweist, dass sich das Netzwerk dafür einsetze, dass fremde Staaten keinen Einfluss auf Wahlen in anderen Ländern haben sollen. Dass Facebook für diese Zwecke genutzt wurde, hat das Netzwerk doch erst im Nachgang zur US-Wahl gelernt. (kbe)