Mifa-Investor plant neue Sachsenring-Marke

Fahrräder statt Autos: Der Mifa-Investor Stefan Zubcic plant, die Marke Sachsenring auf zwei statt auf vier Rädern wiederzubeleben. „Wir können uns vorstellen, Sachsenring als Fahrradmarke zu etablieren“, sagte der Chef der Sachsenring-Gruppe

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Zweirad

(Bild: Späth / Wikipedia)

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Von
  • Martin Franz

Fahrräder statt Autos: Der Mifa-Investor Stefan Zubcic plant, die Marke Sachsenring auf zwei statt auf vier Rädern wiederzubeleben. „Wir können uns vorstellen, Sachsenring als Fahrradmarke zu etablieren“, sagte der Chef der Sachsenring-Gruppe der dpa. Entsprechende Anfragen gebe es bereits. Zuvor hatte die Leipziger Volkszeitung berichtet.

Die "Mitteldeutsche Fahrradwerke" wurden 1907 gegründet.

(Bild: Späth / Wikipedia)

Zubcic hatte das Traditionsunternehmen Mifa im Juli 2017 übernommen und in Sachsenring Bike Manufaktur umbenannt. Während der Unternehmer die Produktion am Stammsitz in Sangerhausen in der kommenden Woche nach längerer Kurzarbeit wieder hochfahren will, steht der letzte Nachfolgebetrieb des einstigen VEB Sachsenring in Zwickau vor dem Aus. 26 Jahre nachdem der letzte Trabant vom Band lief, sei eine sinnvolle wirtschaftliche Fertigung in der Geburtsstadt des Trabants nicht mehr aufrechtzuerhalten, hieß es.

Die Sachsenring Karosseriemodule GmbH fertigte Zubcic zufolge als Zulieferer für große deutsche Autohersteller unter anderem Türen, Seitenteile oder Dächer, allerdings als Ersatzteile und nicht für Neuwagen. „Das ist ein sehr spezielles Geschäft, für das ich in der bestehenden Situation keine Zukunft mehr sehe“, sagte Zubcic. Neue Kunden seien nicht absehbar. Der Geschäftsbetrieb werde daher bis spätestens Mitte November 2017 eingestellt, bevor das Unternehmen in die Insolvenz gehe. Derzeit laufe bereits der Rückbau der Anlagen. Erst 2014 hatte Zubcic Betrieb und Marke nach der Insolvenz der HQM Sachsenring GmbH übernommen. Bereits zehn Jahre zuvor war der erste Sachsenring-Nachfolgebetrieb pleitegegangen.

Den zuletzt 31 Mitarbeitern – in Spitzenzeiten waren es 35 – sei gekündigt worden. Das Angebot, an den anderen drei Standorten der Unternehmensgruppe weiterzumachen, hätten nur wenige angenommen. Neben dem Zwickauer Betrieb und der Fahrradproduktion in Sangerhausen gehören Zubcic noch das Saxo Glaswerk in Brand-Erbisdorf mit 90 und die Nündel Kunststofftechnologie in Wendelstein bei Nürnberg mit 50 Mitarbeitern. Auch wenn Sachsenring damit in Zwickau vorerst Geschichte wäre, in Sachsen-Anhalt könnte das S-Logo nach dem Willen des Investors eine Zukunft haben. „Die Marke wird auf jeden Fall bestehen bleiben“, betonte er. Mit den derzeit rund 130 Mitarbeitern wolle er im kommenden Jahr zwischen 120.000 und 140.000 Fahrräder produzieren.

Nachdem im September 2017 der Umzug in die alte Halle im Stadtgebiet von Sangerhausen erfolgt sei, solle die Produktion bis Jahresende immer wieder tageweise entsprechend der Auftragslage hochgefahren werden. Ab Anfang 2018 plant Zubcic nach eigener Aussage die Rückkehr zu einer geregelten Produktion ohne Kurzarbeit. Neben dem Vertrieb von Fahrrädern über große Discounter wolle sich die Sachsenring Bike Manufaktur besonders auf dem wachsenden Markt für Elektrofahrräder etablieren. Zudem werde das Unternehmen angesichts der vorhandenen Kapazitäten die Lohnfertigung für andere Hersteller anbieten.

Die Mifa-Bike GmbH war Anfang 2017 mit 500 Mitarbeitern in Insolvenz gegangen. Der damalige Eigentümer Heinrich von Nathusius hatte das Werk aus einer vorherigen Insolvenz übernommen. Der Unternehmer war aber mit seinem Konzept wie auch dem Neubau eines 17 Millionen Euro teuren Werks nicht aus den roten Zahlen herausgekommen. Für Mifa war es die zweite Pleite innerhalb von rund zwei Jahren. Zubcic übernahm den Betrieb, jedoch nicht die neue Produktionshalle an der Autobahn 38. (mfz)