Drohbriefe - jetzt per SMS

Der beliebte Handy-Dienst SMS muss zunehmend als Transportmedium für Drohungen und Beleidigungen herhalten.

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  • dpa

Der beliebte Handy-Dienst SMS (Short Message Service) muss zunehmend als Transportmedium für Drohungen und Beleidigungen oder gar sexuelle Nötigungen herhalten. Unerwünschte Nachrichten, wie Werbung (Spamming), die schon die Gesetzgeber beschäftigen, oder gezielte Falschmeldungen sind bereits länger Gegenstand von Diskussionen. Doch nun scheint sich auch der kriminelle Untergrund immer mehr der Kurzbotschaften zu bedienen, vor allem seit Internetdienste das Versenden von SMS-Texten als kostenlosen Service anbieten. Werner M. hat beispielsweise die Nachricht "Wenn ich dich finde, bringe ich dich um, du Bastard" erhalten.

Das Internet-Unternehmen Netzquadrat aus Düsseldorf versendet nach eigenen Angaben etwa 1,5 Millionen Textschnipsel pro Woche. Darunter seien immer öfter Beschimpfungen oder Obzönitäten zu finden. Zunehmend erstatteten die Empfänger solcher Sudeleien Strafanzeige, sagte Tim Mois, Geschäftsführer der Web-Firma. Sein Unternehmen zähle bisher über tausend polizeiliche Anfragen aus dem ganzen Bundesgebiet. "Ein Mitarbeiter beschäftigt sich inzwischen halbtags nur mit Polizeianfragen, und es nimmt rapide zu", berichtet Mois. Bei den ersten Hausbesuchen der Polizei musste er den Beamten noch nachweisen, nicht selbst für die SMS-Inhalte verantwortlich zu sein. Mittlerweile ist die Zusammenarbeit mit der Polizei schon Routine.

Das bestätigt auch die auf Sexualstraftaten spezialisierte Düsseldorfer Oberkommissarin Kirsten Sprey: "In letzter Zeit ist das richtig massiv geworden. Ich habe den Eindruck, das löst den klassischen anonymen Anrufer ab". Andere Anbieter von kostenlosem SMS-Versand haben inzwischen Konsequenzen gezogen. Der Internetdienst SMS-Kostenlos.de versucht seit vorigem Frühjahr, beleidigende und nicht jugendfreie Kurznachrichten auszufiltern.

Handfeste Straftaten werden ebenfalls zunehmend mittels SMS begangen. Als ein Entführer per SMS Kontakt mit den Opfern aufnahm, galt der erste Anruf der Polizei der Firma von Tim Mois. Drogendealer machen ebenfalls regen Gebrauch von den Angeboten, SMS über das Internet zu verschicken. Die Unterwelt glaubt, anonym zu bleiben. Das ist jedoch ein Trugschluss. Über die IP-Nummern der verwendeten Netzzugänge identifizieren Fachleute den Provider und mit Datum und Uhrzeit mithin auch den Benutzer. "Wir können die Absender fast immer ermitteln", bestätigt Mois. Doch dauert die Arbeit oft Wochen, da neben SMS-Dienst und Provider auch die Regulierungsbehörde RegTP eingeschaltet werden muss.

Die Gesamtmenge der versendeten SMS überstieg voriges Jahr die 10-Milliarden-Grenze bei weitem, allein D2 will im Jahr 2000 über 7 Milliarden Kurznachrichten befördert haben. (dpa) / ()