Chips für schnelleres Mesh-WLAN

Mesh-WLAN soll schnelles Internet verlustarm bis in den letzten Winkel größerer Wohnungen bringen. Nun hat der erste Hersteller Bausteine für die nächste Gerätegeneration vorgestellt – und dabei ein wenig geschwindelt.

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Chips für schnelleres Mesh-WLAN
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Der WLAN-Chiphersteller Quantenna nutzte das Broadband World Forum in Berlin als Anlass, einen Baustein für die Heimvernetzung der nächsten Generation vorzustellen: Der QSR10R-AX getaufte Chipsatz besteht aus drei 4-Stream-WLAN-Bausteinen, die nach dem kommenden Standard IEEE 802.11ax arbeiten sollen. Zwei sind für das 5-GHz-Band vorgesehen, einer für den 2,4-GHz-Bereich. Das ist eine typische Bestückung für WLAN-Basen bei der zurzeit laufenden Mesh-Welle.

Vermaschte Funkknoten (Mesh Nodes) sollen in größeren Wohnungen und Häusern mehrere überlappende Hotspots bilden, die Clients den Internetzugang über flottes WLAN liefern. Daten leiten die Nodes untereinander ebenfalls per WLAN weiter. Die besser ausgestatteten Modelle haben dafür ein drittes Funkmodul, das auf einem separaten Kanal arbeitet, sodass sie ihre Clients unabhängig und unbeeinträchtigt auf beiden Bändern bedienen können.

Zurzeit arbeiten Mesh-Kits mit den etablierten WLAN-Standards 802.11n (2,4 GHz) und 802.11ac (5 GHz). c't hat neun solcher Gerätesätze in der aktuellen Ausgabe 23/2017 getestet. Warum Mesh-Kits zurzeit boomen, was sie leisten können und wie man sie am geschicktesten einsetzt, schildert der c't-Beitrag:

  • Drahtlose Kooperative: Mehr Reichweite und Speed mit Mesh-Systemen.

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Quantenna behauptet irreführend, sein neues Produkt sei der erste "Full duplex"-fähige Mesh-Chipsatz. Tatsächlich gemeint ist damit aber nur der separate WLAN-Backbone zum Weiterleiten der Daten. Solch einen hat Netgear seinem Orbi-Kit schon vor einem Jahr mitgegeben.

Netgears Orbi erschien Ende 2016 als erstes Mesh-Kit auf dem Markt. Es nutzte vom Start weg ein drittes WLAN-Modul, um einen separaten Funk-Backbone aufzuspannen.

Echtes Full Duplex, also gleichzeitiges Senden und Empfangen auf derselben Frequenz, kann der QSR10R-AX noch gar nicht beherrschen: Vollduplex-WLAN funktioniert bisher nur im Labor. Erste WLAN-Chips für Full Duplex könnten indes schon 2018 auf den Markt kommen.

Der nächste WLAN-Standard IEEE 802.11ax soll insbesondere in Ballungsräumen effizienter funken und so im Schnitt höhere Durchsätze schaffen, was er durch Optimierungen am Protokoll und am Kanalzugriffsverfahren erreicht. Mit nochmals höherstufiger Modulation (QAM1024) klettert auch die maximal nutzbare Bruttogeschwindigkeit auf dem Funkkanal ein wenig.

So richtig Gas geben und tatsächlich in die Nähe von 10 GBit/s kommen dürfte 11ax aber erst über einen nochmals auf 320 MHz Breite verdoppelten Funkkanal. Doch das ist aktuell keine Option in der 11ax-Spezifikation – was manche WLAN-Routerhersteller nicht davon abhält, solche Extrabreitspuren zu erwägen. Damit 320-MHz-Kanäle einsetzbar werden, müssen die WLAN-Firmen erst einmal die Regulierungsbehörden überzeugen, weitere Frequenzbereiche oberhalb des etablierten 5-GHz-Bandes freizugeben. Dazu braucht es internationale Vereinbarungen, auf die sich die Funkregulierer aber frühestens auf der 2019 stattfindenden World Radiocommunication Conference (WRC-19) einigen können. (ea)