Optane-SSD für Desktop-PCs

Intel hat heute in Frankfurt die Optane SSD 900P vorgestellt: eine SSD, die statt mit NAND-Flash mit dem neuen Speichertyp 3D XPoint arbeitet. c't konnte vorab ein Exemplar testen.

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Optane-SSD für Desktop-PCs
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Vor zwei Jahren hatte Intel die Storage-Branche aufgerüttelt. 3D XPoint, ein neuer Speichertyp, sollte schneller und haltbarer sein als NAND-Flash und in Datenbank-Servern vielleicht sogar DRAM ersetzen können. Nach einem Beschleuniger-Modul (Intel Optane Memory) und einer Server-SSD (Intel DC P4800X kommt nun eine Optane-SSD für Desktop-PCs in den Handel. Wir konnten sie erstmals ins Labor holen.

Die Intel Optane SSD 900P ist ab sofort als PCIe-Einsteckkarte mit 280 und 480 GByte erhältlich, die Preise liegen bei 390 beziehungsweise 600 US-Dollar (Euro-Preise ergänzen wir, sobald sie uns vorliegen). Zudem soll die SSD auch in der 280-GByte-Version im 2,5-Zoll-Gehäuse mit U.2-Anschluss erscheinen – dieser ist allerdings auf Desktop-Mainboards nur wenig verbreitet. Weitere Kapazitäten sollen folgen, wobei die kleineren Modelle die gleiche Performance liefern sollen wie die größeren. In der Verpackung der Optane SSD 900P liegt ein Code für das Weltraumspiel Star Citizen – die Vorstellung der SSD erfolgte im Rahmen der Hausmesse des Spiele-Publishers.

Intel verspricht eine hohe Haltbarkeit. So soll sich die 900P täglich mit dem Zehnfachen ihrer Kapazität überschreiben lassen (10 Drive Writes per Day, DWPD). Der SSD-Controller ist nach Intel-Angaben der gleiche, der auch bei der Optane-Server-SSD DC P4800X zum Einsatz kommt. Ebenso wie diese nutzt die 900P PCIe 3.0 x4, die maximale Datenübertragungsrate liegt also bei knapp 4 GByte/s.

Zum Vorab-Test stand uns die PCIe-Karte mit 280 GByte Kapazität zur Verfügung. Intel liefert einen eigenen Treiber mit, aber die Karte läuft auch mit dem NVMe-Treiber von Windows und ebenfalls unter Linux (Ubuntu 17.04). Im Leerlauf nimmt die SSD 3,4 Watt auf, beim Lesen 7,4 und beim Schreiben haben wir 11,2 Watt gemessen. Der Energiebedarf liegt damit im Üblichen einer PCI-Express-Steckkarte. Auch unter Last wird die Karte gerade einmal handwarm.

Auf der Unterseite der PCIe-SSD 900P finden sich sieben 3D-XPoint-Chips, die weiteren sowie der SSD-Controller verbergen sich unter dem dicken Kühlkörper auf der Vorderseite.

Intel verspricht sequenzielle Datentransfergeschwindigkeiten von 2,5 GByte/s beim Lesen und 2 GByte/s beim Schreiben – diese Werte hat die 900P im Test sogar übertroffen: In unserem Testsystem erreichte sie in beiden Fällen rund 200 MByte/s mehr.

Bei den Zugriffen auf zufällige Adressen kamen wir auf 137.000 IOPS (Input/Output operations Per Second) beim Lesen und 124.000 IOPS beim Schreiben, jeweils bei einer Anfragetiefe (Queue Depth) von 32. Hier hatte Intel deutlich mehr versprochen. Allerdings reizen Desktop-Betriebssysteme und -Anwendungen selbst die von uns gemessenen IOPS-Werte bisher nicht aus; weitaus wichtiger sind hier die IOPS-Werte bei Anfragetiefen zwischen 1 und 4.

Bei geringer Queue Depth verhält sich die 900P ähnlich wie schon das Beschleuniger-Module Optane Memory: Beide sind wesentlicher schneller als mit NAND-Flash bestückte SSDs. Während bei diesen die IOPS-Leistung bei sinkender Anfragetiefe sehr schnell sinkt, schafft die 900P auch bei einer Queue Depth von 2 weiterhin viele Zugriffe: In dieser wichtigen Disziplin erreicht sie rund 117.000 IOPS beim Lesen. Erst bei einer Queue Depth von 1 sinkt der Wert auf 59.000 IOPS – mit NAND-Flash bestückte SSD liegen hier aber bereits unter 10.000. Anwendungsbenchmarks waren aufgrund der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit noch nicht möglich, die Ergebnisse veröffentlichen wir in c't 24/2017.

Die bisherigen Benchmark-Ergebnisse deuten auf eine sehr schnelle SSD hin. Ob die Anwendungsperformance sich durch die Optane-Technik jedoch spürbar verbessert, erscheint noch fraglich. Unsere Tests in c't 19/2017 haben gezeigt, dass der Unterschied zwischen einer SATA- und einer PCIe-SSD in der Praxis kaum auffällt. Wirklich schnelle SSDs, vor allem solche mit extrem hoher IOPS-Leistung, können ihre Vorteile praktisch ausschließlich in Servern ausspielen, wo sie viele parallele Anfragen verarbeiten. (ll)