Die Fotoaufgabe der Woche (3/6): Das richtige Storytelling

In unserer Serie gibt Autor Lars Poeck jede Woche Grundlagenwissen zur Fotografie weiter und stellt eine passende kreative Foto-Aufgabe. Dieses Mal geht es darum, mit Bildern Geschichten zu erzählen.

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Die Fotoaufgabe der Woche (2/6): Das richtige Storytelling

Halte Ausschau nach sozialem Zusammenspiel. Das macht deine Fotos lebendig.

(Bild: Lars Poeck)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Lars Poeck

Es ist toll, wenn dein Foto eine Geschichte erzählt oder ein gutes Bildkonzept beinhaltet. Für alle Beispiele gilt, dass du bei geschickter Nutzung gewisser „äußerer Einflüsse“ mehr Stimmung in dein Bild bekommst. Wenngleich du nicht immer Einfluss darauf hast.

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Dieser Text ist ein Auszug aus Lars Poecks Buch "Kreative Foto-Aufgaben".

Was meine ich damit? Bei Regenwetter solltest du nicht zu Hause bleiben, sondern an belebte Plätze gehen und beobachten, wie die Menschen umhereilen und vor dem Wetter flüchten. Bei intensivem Sonnenschein wirst du in der Innenstadt harte Schatten entdecken, die dein Motiv umso bildgewaltiger erscheinen lassen. Bei Nebel am Morgen wirst du ein mystisch-schönes Setting vorfinden, für das du nur noch Hauptdarsteller suchen musst.

  • Isoliere dein Hauptmotiv: Immer wieder haben wir einfach zu viel im Bild. Versuche, dein Hauptmotiv zu isolieren. Geh noch näher ran, wechsele die Perspektive oder verändere die Brennweite.
  • Halte dich im Hintergrund: Wenn Menschen nicht wissen, dass sie fotografiert werden, verhalten sie sich viel natürlicher. Nutze das für ein natürliches Foto. Ich mache es im Nachgang manchmal so, dass ich den Menschen die Bilder zeige, die ich von Ihnen gemacht habe. Oft sind diese positiv überrascht und freuen sich.

Fotoaufgabe der Woche (3/6) (10 Bilder)

Entwickle einen Blick für die äußeren Einflüsse und baue diese geschickt in deine Fotos mit ein.

ISO 50 | 44 mm | f/2,4 | 1/140 s
(Bild: Lars Poeck)
  • Halte Ausschau nach Interaktionen: Wir lieben zwischenmenschliche Beziehungen. Also versuche, diese auf dein Foto zu bekommen. Denn dann erzählt deine Aufnahme eine Geschichte. Zwei Männer spielen zusammen Schach? Ein Pärchen beobachtet den Sonnenuntergang? Alles tolle Motive für dich. Du musst noch nicht einmal die Person wirklich erkennbar abbilden. Oft reicht schon die Andeutung im Anschnitt, um die Interaktion anzudeuten – dazu genügt es in manchen Fällen schon, wenn du Füße oder eine Hand mit in deine Bildkomposition aufnimmst.
  • Versuche, den Ausdruck einzufangen: Oh je, eine große Herausforderung. Aber trotzdem macht eine gute Mimik jedes Foto zu einem Genuss. Dafür musst du nah dran sein und etwas Mut haben. Wenn es dir gelingt, ist dein Foto umso lebendiger. Bitte lächeln? Bitte nicht! Vergiss das Dauerlächeln oder Grinsen für dein Foto. Denn die echte und nicht gestellte Mimik macht die Geschichte in deinem Foto viel glaubwürdiger.
  • Denke in Schatten und Silhouetten: Streetfotografie wird oft in Schwarz-Weiß-Fotos umgesetzt. Das lädt ein, sich auch mit Schatten und Silhouetten zu beschäftigen. Ein Foto mit Schatten macht Spaß, da Formen und Linien noch viel deutlicher werden. Das lässt sich toll zur Mittagszeit üben, denn wenn die Sonne senkrecht zur Erde steht, hast du harte Schatten.
  • Denke an Variationen: Oft bin ich sicher: Ja, ich habe mein Foto. Dann vergesse ich, weiterzufotografieren. Ich muss mich disziplinieren, um nicht mit dem ersten Foto zufrieden zu sein. Besser ist es, dann die Kamera noch einmal abzusetzen, meinen Blick zu schärfen und mir ein zweites Motiv zu überlegen. Tipp für Variationen: Zusätzlich zum Wechsel der Perspektiven kannst du auch durch den Wechsel von Objektiv und Brennweite ein Motiv auf verschiedene Weise inszenieren. Probier es aus: Wenn du ein Porträt einmal mit einem Weitwinkel und ein anderes Mal mit einem Teleobjektiv fotografierst, beeinflusst du damit massiv die Wirkung deines Bildes! Denk daran: Es gibt immer diverse Sichtweisen auf ein Motiv. Der Perspektivwechsel ist eines der wichtigsten Stilmittel für deine Fotografie. Also sei kreativ, denke um die Ecke!

Überlege dir passende Motive für ein Bildpaar und für eine Bildfolge. Welche Idee lässt sich als Bildpaar erzählen, erzeugt Neugier und einen Bezug zu dem jeweils anderen Foto? Welche Situation eignet sich für die Bildfolge? Wie setzt du diese in Szene?

Bildpaar: Ein Schwimmer der Paralympics beim Training. Es finden sich Elemente wie
die Streckenmarkierung, das Wasser und letztendlich der Schwimmer, der den Zusammenhang
herstellt.
ISO 100 | 250 mm | f/4 | 1/1000 s (Schwimmer)
ISO 100 | 180 mm | f/4 | 1/2500 s (Trainer/Stoppuhr)

(Bild: Lars Poeck)

Bildfolge: So einfach, aber viel Bewegung und eine gute Idee für die Bildfolge.
Die langsamere Belichtungszeit von 1/30 s gibt zudem Dynamik.
ISO 1600 | 57 mm | f/9 | 1/30 s (jeweils)

(Bild: Lars Poeck)

Das Bildpaar besteht aus zwei sich aufeinander beziehenden Fotos. Das kann eine ähnliche Perspektive zu unterschiedlichen Jahreszeiten sein. Oder zwei Fotos, die eine Geschichte erzählen oder einen anderen Bezug haben. Wichtig ist der sich erschließende Zusammenhang. Bildfolgen zeigen oft gleiche Ausschnitte zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Beispielsweise den belebten Bahnhof und Menschen von A nach B hastend oder das herunterfallende Wasserglas.

Bisher erschienen:

(msi)