Elektro-Lkw und neuer Roadster von Tesla: Elon Musk zündet nächstes Feuerwerk

Tesla tut sich gerade schwer damit, die Produktion seines ersten günstigeren Wagens hochzufahren. Doch das hält Firmenchef Elon Musk nicht davon ab, mit neuen Ankündigungen vorzupreschen: jetzt mit einem Elektro-Sattelschlepper und einem neuen Roadster.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1620 Kommentare lesen
Elektro-Lkw und neuer Roadster von Tesla: Elon Musk zündet nächstes Feuerwerk

(Bild: Tesla)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andrej Sokolow
  • dpa
Inhaltsverzeichnis

Der Elektroauto-Hersteller Tesla will auch das Lastwagen-Geschäft aufmischen. Firmenchef Elon Musk stellte in der Nacht zum Freitag einen strombetriebenen Sattelschlepper vor. Er soll auch mit voller Ladung von 40 Tonnen eine Reichweite von rund 800 Kilometern erreichen, sagte Musk. Die Produktion werde im Jahr 2019 beginnen.

Mehr Infos

Als Überraschung gab es auch ein weiteres Tesla-Modell: Einen neuen Roadster, der 2020 verfügbar sein soll. Der sportliche Wagen werde die schnellste Beschleunigung unter Serienautos haben, versprach Musk. Der Roadster soll von null auf 60 Meilen pro Stunde (96 km/h) in 1,9 Sekunden kommen. Auch mit Autobahn-Tempo soll die Reichweite 1000 km erreichen. Die Höchstgeschwindigkeit gibt Tesla mit mehr als 400 km/h an.

Musk stellte abermals sein Show-Talent unter Beweis: Der rote Roadster schoss während der Präsentation auf einem Flugplatz im kalifornischen Hawthorne aus dem Anhänger des Tesla-Sattelschleppers heraus. Ein Elektro-Roadster mit Karosserie des britischen Sportwagenherstellers Lotus war einst das erste Tesla-Modell.

Musk nannte keinen konkreten Preis für den Lastwagen, sondern betonte lediglich, dass Diesel-Lkw pro km 20 Prozent teurer seien. Der Sattelschlepper hat vier Motoren, Tesla verspricht, dass er pannenfrei 1,6 Millionen km schaffen kann. Auch mit zwei ausgefallenen Motoren könne das Fahrzeug immer noch einen Diesel-Lastwagen schlagen, versicherte Musk. In 30 Minuten solle die Batterie auf eine Reichweite von gut 640 km hochgeladen werden können. Unterwegs könnten die Fahrer dafür die gleichen Supercharger genannten Tesla-Schnelladestationen nutzen wie die Autos.

Der Lastwagenfahrer soll in der Mitte der Kabine zwischen zwei großen Touchscreen-Displays sitzen. Damit spart sich Tesla auch verschiedene Versionen für den Links- oder Rechtsverkehr. Der Sattelschlepper bekommt die Funktionen des Assistenzsystems Autopilot und eine besonders robuste Windschutzscheibe. "Sie übersteht eine Atomexplosion – oder Sie bekommen Ihr Geld zurück", scherzte Musk.

Der Lastwagen kann ab sofort reserviert werden, dabei müssen 5000 Dollar hinterlegt werden. Die Vorauszahlung bei der Reservierung eines Roadsters mit einem Grundpreis von 200.000 Dollar liegt deutlich höher bei 50.000 Dollar. Tesla gibt gerade Milliarden für die Produktion seines ersten günstigeren Wagens Model 3. Das Hochfahren der Fertigung gestaltet sich schwieriger als gedacht: So wurden im vergangenen Quartal statt der geplanten 1500 Fahrzeuge nur 260 produziert. Das Ziel, 5000 Model 3 pro Woche zu bauen, wurde von Ende des Jahres auf das erste Quartal 2018 verschoben. Tesla liegen über 450.000 Reservierungen für das vor Steuern und Vergünstigungen 35.000 Dollar teure Auto vor, die Vorbesteller werden damit noch lange warten müssen.

"Bei Musk muss man ja auch sehen, dass er es sehr geschickt schafft, das nächste Feuerwerk zu zünden, um über die aktuellen Probleme hinwegzutäuschen", sagte Branchenexperte Axel Schmidt von der Unternehmensberatung Accenture. Er sieht durchaus Anwendungsfälle, in denen elektrische Lastwagen Sinn machen. "Es wird bis zu einem flächendeckenden Einsatz aber wahrscheinlich viel mehr Zeit vergehen als bei Autos" – bei denen die durchschnittliche Fahrentfernung in Deutschland 38 km betrage. "Was sicherlich nicht funktioniert – auch nicht mittel- und langfristig – ist der Langstrecken-Verkehr etwa von München nach Hamburg über Nacht mit einem 40-Tonnen-Sattelschlepper. Das ist elektrisch nicht hinzubekommen, außer der Lkw fährt mit einer Leitung wie die Straßenbahn."

Auch Branchengrößen wie Daimler arbeiten bereits an Lastwagen mit Elektro-Antrieb. Als einen entscheidenden Punkt sieht Accenture-Experte Schmidt die Kosten, die derzeit vor allem vom Preis der Batterien hochgetrieben werden. "Ein Fuhrunternehmer muss Geld verdienen – und bei einer Marge von ein bis drei Prozent zählt wirklich jeder Cent. Das muss sich rechnen, sonst macht das niemand." Zugleich könnte mit politischen Entscheidungen für den Umweltschutz auch der Betrieb von Lastwagen mit Verbrennungsmotor für die Unternehmen in Zukunft deutlich teurer werden. (anw)