Massebewegung

Erste Ausfahrt: Jaguar E-Pace

SUV plus gehobenes Image gleich Erfolg? Für Jaguar könnte diese Rechnung mit dem neuen E-Pace aufgehen. Eine erste Ausfahrt zeigt jedoch, dass ein klangvoller Name nicht alle Schwächen überdecken kann

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Jaguar E-Pace 10 Bilder
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll; press-inform
Inhaltsverzeichnis

Jaguar und SUV – es wird vermutlich noch geraume Zeit dauern, bis der Autor diese beiden Begriffe schmerzfrei miteinander verbindet. Der Markenname steht für mich noch immer für grazile Linien. Die wird auch der Wohlwollendste dieser Fahrzeuggattung eher nicht zuschreiben. Die Kundschaft ist da schneller, denn zumindest rund um München ist der F-Pace öfter mal zu sehen. Nun soll mit einem kleinen Modell der Erfolg auf breiter Basis abgesichert werden. Eine erste Ausfahrt mit dem E-Pace sollte zeigen, welche Chancen das SUV hat.

Ähnlich groß

Mit einer Länge von 4,4 Metern ordnet sich der E-Pace ungefähr dort ein, wo beispielsweise Seat Ateca und Skoda Karoq auch angesiedelt sind. Opel Grandland und VW Tiguan sind etwas länger. Das Platzangebot ähnelt dem der Konkurrenz: Wenn also nicht gerade zwei große Erwachsene hintereinander sitzen müssen, kommt man gut zurecht. Einer Familie mit zwei Kindern wird immer ausreichend Raum geboten. Das Kofferraum-Volumen beträgt 577 bis 1234 Liter. Das Maximalvolumen liegt damit deutlich unter dem, was die Konkurrenz zu bieten hat. Zudem entsteht beim Umlegen der Rücksitzlehnen ein leicht ansteigender Boden und die Ladekante ist etwas hoch.

Als wir vor einiger Zeit den F-Pace in der Redaktion hatten, war ich regelrecht erschüttert über die üble Verarbeitung. Zu den gehobenen Preisvorstellungen und dem eigenen Anspruch passten weder der Materialmix noch die Art, wie alles zusammengebaut war. Schwer zu glauben, dass dies der Serienstand sein sollte. Der von uns gefahrene E-Pace machte einen ungleich besseren Eindruck: Die Verarbeitung wirkt gut, grobe Schnitzer gab es nicht. Allerdings könnten manche Materialien feiner sein. Dazu zählt beispielsweise der Kunststoff rund um den Bildschirm in der Mittelkonsole.

Fünfmal zwei Liter

Jaguar bietet ein breites Angebot von Motoren an. Das grundsätzliche Layout ist stets gleich: Zwei Liter Hubraum, 82 mm Bohrung, 92,3 mm Hub, vier Zylinder, 16 Ventile – das klingt erst einmal sehr konventionell. Ungewöhnlich ist der Aufwand, den Jaguar auf der Einlassseite des Benziners betreibt. Eine Drosselklappe ist nur noch für den Notlauf vorhanden, in der Regel ist sie voll geöffnet. Wie beim BMW-System Valvetronic wird auch hier die Luftmenge über einen vollvariablen Ventilhub geregelt. Das mindert Drosselverluste im Teillastbetrieb und kann im Idealfall für ein spontaneres Ansprechverhalten sorgen.

In der Praxis fallen die beiden Benziner allerdings genau damit eher nicht auf. Ob nun mit 249 PS und 365 Nm oder 300 PS und 400 Nm: Das SUV wirkt mit beiden Benzinern weniger agil als es die Zahlen vermuten lassen. Ein Grund dafür dürfte das recht hohe Gewicht von deutlich mehr als 1,8 Tonnen sein. Dazu erschwert die Automatik den Motoren das Leben. Oft ist die Schaltstrategie nicht so recht nachvollziehbar. Mitunter hat der Fahrer das Gefühl, dass neun Gänge vielleicht doch zu viel sind. Die Sortierung bekommen andere Hersteller jedenfalls besser hin.