Tesla: Mit falschem Preis Elektroautoprämie erschlichen – Konzern widerspricht

Deutschland zahlt Käufern eines E-Autos 4000 Euro Prämie – wenn es in einer Basisversion unter 60.000 Euro kostet. Tesla bietet so eine Version des Model S zwar an, liefert die aber angeblich nie ohne Extrakosten aus. Die zuständige Behörde hat reagiert.

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Model S: Tesla soll sich Elektroautoprämie erschlichen haben

Das Model S

(Bild: Tesla)

Lesezeit: 3 Min.

Der Elektroautohersteller Tesla hat offenbar den Preis seines Models S auf dem Papier gedrückt, damit Käufer sich die Prämie für den Kauf eines Elektroautos sichern können, obwohl es darauf gar keinen Anspruch gibt. Wie die Auto Bild berichtet, bietet Tesla ein günstiges Basismodell an, das es so gar nicht zu kaufen gibt, dessen Preis von netto unter 60.000 Euro aber Grundvoraussetzung für die Kaufprämie war.

Hintergrund ist die 2016 eingeführte Prämie für den Kauf eines Elektro- oder Hybridautos. Modelle mit einem Listenpreis von maximal 60.000 Euro netto in der Basisversion werden mit 3000 (Hybrid) beziehungsweise 4000 Euro (E-Auto) vom Staat bezuschusst. Tesla habe zwar die Basisversion 75D des Model S für unter 60.000 Euro angeboten, die sei aber gar nicht ohne das sogenannte Komfortpaket für mehr als 13.000 Euro zusätzlich ausgeliefert worden.

Bei Auto Bild vermutet man nun, dass Tesla das Model S gar nicht in der Basisversion ohne die Extras wie Rückfahrkamera, Spurhalteassistent und Parksensoren baut. Daraus ergeben sich Vorwürfe des unlauteren Wettbewerbs und der Verbrauchertäuschung. Ein Kundenberater habe einem Testkäufer gegenüber auch erklärt, dass es beim Angebot der Basisversion einzig darum gehe "den Umweltbonus mitzunehmen". Bestellungen der reinen Basisversion seien entweder storniert worden oder das bestellte Auto trotzdem mit der Komfort-Ausstattung ausgeliefert worden.

Das für die Kaufprämie zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle bestätigte gegenüber heise online, dass die Vorwürfe geprüft werden. Teslas Model S wurde aber bereits von der Liste der förderfähigen Elektroautos genommen. Welche Konsequenzen es für den US-Hersteller beziehungsweise die Käufer hätte, sollte sich der Verdacht erhärten, könne man aber noch nicht sagen. Laut den aktuellen Zahlen gab es bis November insgesamt 42.251 Anträge auf die Elektro- beziehungsweise Hybridprämie – auf Tesla entfallen davon 1274. Spitzenreiter ist BMW (fast 9000) vor Volkswagen (fast 6000) und Renault (mehr als 5500).

[Update 01.12.2017 – 11:00 Uhr] Inzwischen hat Tesla reagiert und dem Vorwurf entschieden widersprochen. "Das ist eine komplett falsche Anschuldigung. Jeder in Deutschland kann ein Model S in der Basisversion und ohne das Komfortpaket bestellen und wir haben solche auch bereits ausgeliefert", erklärte ein Sprecher des Unternehmens gegenüber heise online.

Es sei außerdem wichtig, darauf hinzuweisen, dass der Maximalpreis der Basisversion von der deutschen Regierung "absichtlich so gesetzt wurde, dass Tesla-Fahrzeuge sich nicht für die Prämie qualifizieren". Statt einer Beschwerde bei der EU-Kommission habe man sich danach mit der Bundesregierung geeinigt und die günstigere Basisversion eingeführt, die gegebenenfalls erweitert werden könne. Sollte ein Verkäufer erklärt haben, dass die Basisversion nicht ohne das Komfortpaket zu kaufen sein, stimme das nicht. Man werde das überprüfen und darauf reagieren.

Tesla Model S mit Autopilot (23 Bilder)

Testwagen

Tesla Motors stellte uns ein "Model S P90D" mit Autopilot als Testfahrzeug zur Verfügung.
(Bild: Peter-Michael Ziegler / heise online)

(mho)