Prüfungsvermerk

DUH wirft BMW Einsatz von Abschalteinrichtung vor

Die Deutsche Umwelthilfe wirft BMW Einsatz von Abschalteinrichtung bei Dieselmodellen vor. BMW bestreitet das erwartungsgemäß vehement. Bahnt sich hier ein neuer Skandal an oder sucht die DUH nur die größtmögliche Aufmerksamkeit?

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BMW 3 Bilder
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Von
  • Martin Franz

Mit einem groß angelegten Versuch will die Deutsche Umwelthilfe (DUH) dem Autohersteller BMW den Einsatz einer Abschaltvorrichtung in mindestens einem Fall nachgewiesen haben. Die DUH hatte nach Tests mit einem 2016 gebauten BMW 320d Touring mit Automatik mitgeteilt, die Abgaswerte legten den Verdacht nahe, dass BMW eine sogenannte Abschalteinrichtung genutzt habe. Tests im Straßenbetrieb hätten deutlich höhere Abgaswerte ergeben als im Labor. Das allein reicht als Beweis allerdings noch nicht aus.

Vorwürfe zurückgewiesen

BMW hat die Vorwürfe der DUH umgehend zurückgewiesen. „Es gibt bei der BMW Group keinerlei Aktivitäten und technische Vorkehrungen, den Prüfmodus zur Erhebung von Emissionen zu beeinflussen“, teilte der Konzern am Montagabend (4. Dezember 2017) auf Anfrage mit. „Grundsätzlich gilt, dass BMW-Fahrzeuge den jeweils gültigen gesetzlichen Vorschriften entsprechen und nicht manipuliert sind.“ BMW betonte, der TÜV Süd habe bereits 2015 ein technisch identisches Modell getestet und dabei keine Eingriffe festgestellt. Die DUH will die Ergebnisse am Dienstag (5. Dezember 2017) in Berlin vorstellen. Zuvor hatten die ZDF-Sendung Wiso sowie die Tageszeitung Der Tagesspiegel (Ausgabe vom 5. Dezember 2017) berichtet.

Bei dem Versuch der DUH wurde festgestellt, dass oberhalb von 3500/min die Abgasrückführung abgeschaltet wird. Damit steigen die Stickoxidwerte (NOx) stark an. Warum, wollte BMW nicht mitteilen. Zusätzlich war bei einem Test auf der Straße aufgefallen, dass die Werte beim exakten Nachfahren des NEFZ nur knapp oberhalb des zulässigen Grenzwertes lagen. Wurde nach Aussage der DUH nur minimal schneller gefahren, stiegen die NOx-Werte stark an.

Bei der Aussage „minimal schneller“ ist allerdings Vorsicht geboten, denn einerseits ist das eine schwammige Aussage. Andererseits ist es bei Fahrzeugen mit Speicherkat normal, dass die Werte bei höherer Last ansteigen. Ein Speicherkat kann auf diese erhöhte NOx-Menge nicht direkt reagieren. Was bleibt ist, die Abgasrückführrate zu erhöhen. Damit wird die Verbrennung minimal „schlechter“, was die Temperatur im Brennraum senkt. Damit sinkt dann auch die NOx-Menge im Rohabgas.

Unflexibel

BMW setzt aktuell bis hinauf zum 3er und seinen Derivaten in den Dieselmodellen auf einen Speicherkat. Der ist schon bei vergleichsweise geringen Abgastemperaturen aktiv und kostet weniger. Die aufwendige Abgasnachbehandlung mit Speicherkat plus einem SCR-Kat und AdBlue-Einspritzung verbaut BMW erst ab dem 5er. Einer der Vorteile eines SCR-Kats ist, dass er flexibler reagieren kann. Bei einem höheren NOx-Anteil im Rohabgas kann entsprechend mehr AdBlue eingespritzt werden – wenn der Hersteller dies so festlegt.

Sollte tatsächlich eine Abschalteinrichtung bei BMW eingesetzt werden, funktioniert diese anders als bei Volkswagen. Dort wurde eine Prüfstandserkennung, die für sich genommen nicht illegal ist, zur Manipulation von Abgaswerten genutzt. Das amerikanische International Council on Clean Transportation (ICCT) kam Volkswagen letztlich auf die Schliche, weil sich die im Labor ermittelten Abgaswerte unter keinen Umständen auf der Straße nachvollziehen ließen. Zumindest das kann man BMW nicht nachsagen. Der untersuchte 320d erreichte auch auf der Straße Werte, die denen im Labor ähnlich waren, wenn auch nur in dem vom Gesetzgeber vorgegebenen Rahmen. (mfz)