Kalendertür 16

Ford GT: Powerslam

Ford verkauft seine exklusiven Rennautos nicht an jeden. Um den Werbeeffekt zu steigern, erwählte Ford für seinen GT als Kunden John Cena, den Hulk Hogan der Wrestling-Moderne mit rund 50 Millionen Followern. Als er er den Wagen allzubald wieder verkaufte, handelte er sich eine Klage von Ford ein

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Bernd Kirchhahn

Wie so oft im Autobau war die Historie der große Motivator. Für Le Mans 2016 wollte Ford einen Zweikampf mit Ferrari. Der Grund liegt weit zurück – im Jahr 1966. Damals trat Ford an, Ferrari zu schlagen und schaffte dies mit einem unglaublichen Finanzaufwand und dem Ford GT40. Das Ganze konnte als Racheakt verstanden werden, schließlich hatte sich Enzo Ferrari geweigert, seine (finanziell angeschlagene) Marke an Ford zu verkaufen.

Zum Jahrestag wollte Ford wieder antreten und entwickelte im Geheimen den GT, trat in Frankreich an und siegte in der Klasse LMGTE Pro vor Ferrari. Platz drei und vier gingen auch an Ford. Es ist eine der Geschichten, die Le Mans heute noch zu einem der interessantesten Rennen der Welt machen.

Das Serienfahrzeug konnte dann nicht einfach so bestellt werden. In den USA kostet der Wagen rund 500.000 Dollar. Dafür gibt es einen V6-Benziner, der aus 3,5 Litern Hubraum 647 SAE-PS holt. Zumindest theoretisch. Denn wer den Wagen kaufen durfte, das entschied Ford im Jahr 2017 anhand knallharter Faktoren.

Womit wieder ein Schritt in Vergangenheit gemacht werden muss. Es gab mal eine Zeit, da war Wrestling eine globale Sensation. Dank Athleten wie Hulk Hogan und dem Undertaker. Diese Show hat, weltweit betrachtet, zwar erheblich Fans verloren, ist in den USA aber immer noch eine Institution. Eine, die Zuschauerrekorde aufstellt, Prominente anlockt, selbst Stars und Sternchen produziert und Abermillionen Dollar Gewinn erwirtschaftet.

Auch und vor allem weil das Unternehmen vielleicht die Benchmark beim Thema Socialmedia ist. Das Unternehmen World Wrestling Entertainment (WWE, ehemals als World Wrestling Federation, WWF, bekannt) zeigt anderen Firmen, wie man Inhalte und Fans über die diversen Plattformen verknüpft.

Auserwählt dank Socialmedia-Power

Deswegen erwählte Ford als Kunden John Cena. Er ist der Hulk Hogan der Wrestling-Moderne und spricht zu rund 50 Millionen Followern. Diese Socialmedia-Power machte ihn zu einem der Auserwählten. Allein: er verkaufte den Wagen innerhalb von ein paar Monaten wieder und handelte sich damit eine Klage von Ford ein.

Der Kaufvertrag sieht nämlich vor, dass die neuen Besitzer den Wagen mindestens zwei Jahre behalten. Durch kürzere Nutzungszeit durch John Cena entgehe Ford der angepeilte Werbewert, den man mit der strengen Auswahl der Kunden eigentlich erreichen wollte. Welches Potential dahinter steckt, zeigt der Youtube-Kanal von John Cenas Ehefrau.Dort wurde das Video einer ersten Ausfahrt gezeigt. Innerhalb weniger Wochen hatte der Clip über eine Millionen Klicks. Facebook, Twitter und Instagram sind dabei noch gar nicht eingerechnet. Kurz darauf verkaufte er den Wagen allerdings.

Oder, um die Worte der Klageschrift zu verwenden: „Mr. Cena hat unrechtmäßigerweise hohen Gewinn mit dem unerlaubten Weiterverkauf des Fahrzeugs gemacht, und Ford hat zusätzliche Schäden und Verluste erlitten.“

Das also sind die Probleme der Superreichen. Wir wollen sie nicht haben. Aber Ford sei gesagt, dass der Werbeeffekt, der mit einer Klage gegen John Cena verbunden ist, mindestens so hoch ist, wie der von seinen Socialmedia-Kanälen. Und von der Klage erfahren jetzt auch Menschen, die älter sind als 15. (fpi)