34C3: Tuwat und sei deiner Zeit voraus

Mit einem Wau-Holland-Gedenkmoment hat der 34. Chaos Communication Congress in Leipzig begonnen. Rund 13.000 Menschen wollen in vier Tagen eine "temporäre autonome Zone" voller Lern- und Begegnungsräume öffnen.

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34C3: Tuwat und sei deiner Zeit voraus

Tim Pritlove mit Gehörlosen-Dolmetscherin, die gerade "Rakete" macht, Fairy Dust im Hintergrund.

(Bild: Detlef Borchers)

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  • Detlef Borchers

#tuwat, das Motto des 34C3 bezieht sich auf einen von Wau Holland geschalteten Aufruf an "Komputerinteressierte", die nach dem deutschen Herbst einen "Neustart der Gesellschaft" versuchten, wie dies CCC-Altmitglied Tim Pritlove zum Start der Großveranstaltung formulierte. tuwat sei Version 5.0 beta und soll neue Energien freisetzen, in Leipzig als Ort der friedlichen Revolution von 1989. "Auch heute herrscht gehobener Revolutionsbedarf, erst recht in Sachsen. Die Täler müssen mit Ahnung geflutet werden", erklärte Pritlove.

Der Phasenprüfer als Logo des Congresses sei Sinnbild des Unterfangens, denn er ist genau wie der Chaos Computer Club Sensor wie Aktor in Einem. "Der Congress ist Utopie. Zeigen wir, dass wir unserer Zeit voraus sind, zeigen wir was kaputt ist, technologisch und gesellschaftlich, auch wenn die anderen sich verheddern", schloss Pritlove im vollbesetzten Saal Adams, benannt nach dem Science-Fiction-Autor Douglas Adams.

Für Pritlove und den CCC war 2017 ein Jahr zum Vergessen, aber auch eines, das unter den Club-Mitgliedern und allen an einer freien Gesellschaft Interessierten neue Energie freigesetzt habe. Er verweis auf die Gründungszeit des CCC, wo der PC vom Club nicht als Gegensatz zum Mainframe gesehen wurde, sondern "als Grundlage noch nicht absehbarer Anwendungen". Ähnlich sei es mit den Technologien von 2017, die die Zukunft bestimmen werden.

Sci-Fi-Autor Charlie Stross malte ein düsteres Bild von der Zukunft.

(Bild: Detlef Borchers)

Den eher düster gestimmten Ausblick in die Zukunft wagte direkt im Anschluss an Pritlove der Science-Fiction-Autor Charles Stross, ein Nachfahre von Douglas Adams. Nach seiner Ansicht existiert 90 Prozent von dem, was 2027 technisch realisiert wird, schon heute. Weitere 9 Prozent seien einfach vorherszusagen und nur 1 Prozent unwägbar. Locker plauderte Stross über die Geheimwaffe der SciFi-Autoren, die Geschichte. Aus historischen Erinnerungen könne man lernen, was die Zukunft bringt, aber auch, wie sich Fehler wiederholen.

Stross zufolge wird eine AI-Spielart des bekannten Briefklammer-Maximierers drohen, nur eben nicht auf Briefklammern optimiert, sondern auf Werbung, die in den sozialen Medien ausgeliefert wird und mittels Gesichtserkennung, Gesichts- und Sprachverfremdung ein "Digital Me" erzeugt, das das Leben zur Hölle macht. Der Widerstand dagegen müsse jetzt beginnen. (hag)