Beschwerden über Telefonwerbung nehmen stark zu

Immer mehr Verbraucher beschweren sich bei der Bundesnetzagentur, vor allem wegen unerlaubter Telefonwerbung. Politiker fordern schärfere Gesetze gegen das Abzockmodell mit aufgeschwatzten Verträgen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 202 Kommentare lesen
Bundesnetzagentur

Die Bundesnetzagentur ist die oberste Aufsichtsbehörde über den Telekommunikationsmarkt.

(Bild: dpa, Fredrik von Erichsen)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

Die Zahl der Beschwerden über lästige und unerlaubte Telefonwerbung hat 2017 stark zugenommen. Bei der Bundesnetzagentur gingen bis Ende November 52.342 schriftliche Beschwerden ein – im Vorjahr waren es im gesamten Jahr nur rund 29.300. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Grünen hervor, über die zuvor die Saarbrücker Zeitung berichtete. In den beiden Vorjahren lag die Zahl demnach noch niedriger: 2014 bei rund 26.200, 2015 bei etwa 24.500. Die Gesamtzahl der Verbraucheranfragen und -beschwerden zu Telekommunikationsfragen stieg von 220.000 im Jahr 2016 auf 290.000 bis Dezember 2017.

Die Bundesregierung geht davon aus, dass die starke Zunahme 2017 verschiedene Gründe hat – unter anderem seien Verbraucher für das Thema sensibilisiert, weil die Medien viel über unerlaubte Werbung am Telefon berichteten. Über eine erneuerte Online-Beschwerdeplattform der Bundesnetzagentur könnten Beschwerden zudem einfacher abgegeben werden. Telefonwerbung unterliegt in Deutschland strengen Regeln. Niemand darf zu Werbezwecken angerufen werden, ohne dass er vorher ausdrücklich zugestimmt hat.

Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer forderte schärfere Gesetze: Verträge aus unerlaubten Anrufen sollten von den Kunden immer zusätzlich schriftlich bestätigt werden müssen, sagte er der Saarbrücker Zeitung. "Das dürfte die Zahl der Vertragsabschlüsse einbrechen lassen und damit auch das Abzockmodell unattraktiv machen." Zudem seien die Bußgelder zu niedrig.

Im August hatte die Bundesnetzagentur mitgeteilt, dass sie ein Rekordbußgeld von 300.000 Euro gegen den Stromversorger Energy2day verhängt habe. Rund 2500 Beschwerden über Werbeanrufe der Firma waren eingegangen. Es war das erste Mal, dass die Bundesnetzagentur ihren Bußgeldrahmen voll ausschöpfte. (tiw)