Kollege Roboter reicht das Werkzeug

Der Online-Supermarkt Ocado in Großbritannien hat einen Automaten entwickelt, der Servicetechnikern zur Hand gehen kann.

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Von
  • Will Knight
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ARMAR-6 dürfte einer der fortschrittlichsten robotischen Helfer sein, die sich aktuell in Entwicklung befinden. Das System zeigt aber auch, wie sehr Roboter in Zukunft in Bereiche vordringen könnten, in denen bislang Handarbeit angesagt ist.

Der Automat, der vom britischen Online-Supermarkt Ocado zusammen mit Partnern entwickelt wurde, gehorcht bereits auf einfache, aber sehr nützliche Sprachkommandos. So antwortet er beispielsweise auf die Bitte, einen Schraubenschlüssel anzureichen, mit der Nachfrage, welcher genau es denn sein soll, bevor dann das richtige Werkzeug vorgelegt wird. Später soll ARMAR-6 auch komplexe Arbeitsabläufe lernen und auf diese in Echtzeit reagieren.

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Bereits jetzt kann das System vorhersagen, was ein Mensch tut und proaktiv reagieren. Ergo: Der Roboter kann lernen, das richtige Werkzeug anzureichen, bevor überhaupt danach gefragt wird. Menschliches Verhalten vorherzusehen und darauf zu reagieren, ist ziemlich schwierig, entsprechend wird es spannend, zu entdecken, wie weit die Forscher damit kommen.

ARMAR-6 wird aktuell in einer Ecke einer großen, bereits jetzt weitgehend automatisierten Ocado-Lagerhalle getestet. Die Firma steht auch an der Sptize des sieben Millionen Euro schweren Projekts, das sich SecondHands nennt – es soll die Grundlagentechnik herstellen. Hardware und Dialogsystem stammen wiederum aus dem Labor von Tamim Asfour am Karlsruher Institut für Technologie. Die Bilderkennung kommt von der Sapienza-Universität in Rom und dem University College London (UCL).

Das Projekt zeigt, wie rasch die Automatisierung in neue Arbeitsbereiche vordringt und wie Verbesserungen in den Bereichen Umgebungserkennung und maschinelles Lernen diesen Prozess signifikant beschleunigen könnte.

Roboter übernehmen zunehmend komplexe Aufgaben in Fabriken und Lagerhallen. In Großbritannien hofft man sogar, dass die Technik gegen den kommenden Arbeitskräftemangel im Rahmen des Brexit helfen könnte. Laut einem aktuell Bericht der Industrieorganisation International Federation of Robotics könnte die Zahl der weltweit installierten Roboter von 1,8 Millionen Ende 2016 auf über 3 Millionen im Jahr 2020 steigen. Kollaborative Roboter (Cobots), also Roboter, die dem Menschen direkt zur Hand gehen, stehen derzeit noch für einen kleinen, aber stark wachsenden Anteil dieser Systeme.

Julie Shah und ihre Kollegen am Massachusetts Institute of Technology an bestimmten Aufgaben gezeigt haben, darunter etwa die Produktion im Flugzeugbau, können Teams aus Menschen und Roboter effektiver arbeiten als Roboter oder Menschen allein. Diese Dynamik könnte sich allerdings verändern, wenn man sich die Technik in Systemen wie dem ARMAR-6 anschaut. Sie könnten Aufgaben übernehmen, die derzeit bislang nur vom Menschen erledigt werden können. Ein Roboter dürfte also Pessimisten zufolge nur solange ein netter Kollege sein, bis er den Job des Menschen vollständig übernimmt.

(bsc)