Smartphones: LG ändert den Kurs

Der südkoreanische Riese zieht sich aus dem Flaggschiff-Rennen der großen Hersteller zurück. Der CEO verordnet eine neue Strategie: Demnach dürfte das LG G7 nicht auf dem MWC gezeigt werden – und auch nicht G7 heißen.

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Smartphones: LG ändert den Kurs

Das jüngste LG-Flaggschiff V30 auf der CES 2018.

(Bild: LG)

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Der südkoreanische Elektronikkonzern LG steigt aus dem Smartphone-Wettrüsten aus und will so seine angeschlagene Mobilsparte wieder in die schwarzen Zahlen bringen. LG werde neue Smartphones nur noch "wenn nötig herausbringen, aber nicht nur, weil es andere Wettbewerber machen", sagte der CEO von LG Electronics, Jo Seong-jin, in der vergangenen Woche auf der CES in Las Vegas. "Wir wollen die aktuellen Modelle länger halten, etwa indem wir neue Varianten der G- und V-Serie herausbringen."

Das hat offenbar unmittelbare Auswirkungen auf die eigentlich für Ende Februar auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona geplante Vorstellung des nächsten LG-Flaggschiffs. Unmittelbar nach seinen Ausführungen Las Vegas habe Jo die Anweisung gegeben, die Entwicklung des neuen LG-Smartphone zu stoppen und neu anzufangen, berichtet die Zeitung The Korea Herald am Montag unter Berufung auf Konzernkreise. Der Vorstellungstermin werde auf April verschoben.

LG stellt offenbar alles auf den Prüfstand. So wird sich der Hersteller möglicherweise auch von den Typfamilien “G” und “V” verabschieden. In den vergangenen Jahren hatten die Südkoreaner auf dem MWC im Frühjahr ein neues LG Gx vorgestellt und im Herbst zur IFA ein neues Geräte der V-Serie – im vergangenen September war es das LG V30. In den vergangenen Wochen hatte es bereits Spekulationen über die Zukunft der Gerätebezeichnungen gegeben. Dem bekannten Leaker Evan Blass ist unterdessen aufgefallen, dass LG in den USA die Marke “LG Icon” für Smartphones beantragt hat.

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Mit dem Strategiewechsel will LG seine angeschlagene Smartphonesparte wieder profitabel machen. In den vergangenen Jahren haben die Südkoreaner auf dem zunehmend gesättigten Smartphone-Markt den Anschluss verloren. Jo, der Ende 2016 zum CEO befördert worden war und vorher die erfolgreiche Hausgerätesparte geleitet hatte, soll den Tanker nun wieder auf Erfolgskurs führen.

LG hat zwar auf dem US-Markt noch eine vergleichsweise starke Position und steht dort hinter Spitzenreiter Apple und Verfolger Samsung auf dem dritten Platz. Laut dem Marktforschungsunternehmen Strategy Analytics hat LG in den USA im dritten Quartal 2017 knapp 7 Millionen Smartphones ausgeliefert und kommt damit auf rund 17 Prozent Marktanteil.

Doch auf dem Weltmarkt hat LG bessere Zeiten gesehen. Während die Südkoreaner vor vier Jahren mit Erfolgsmodellen wie den Nexus-Geräten noch zu den fünf größten Smartphone-Herstellern zählten, laufen sie inzwischen dem Markt hinterher. Hinter Samsung und Apple tauchen bei den Marktanteilen längst die chinesischen Hersteller wie Huawei und Oppo auf.

Smartphone-Verkäufe Q3 2017 nach Hersteller, Gartner
Hersteller Geräteabsatz Marktanteil Geräteabsatz Marktanteil Absatz +/-
3. Quartal 2017 3. Quartal 2016
Samsung 85,61 Mio. 22,3 % 71,73 Mio. 19,3 % +19,3 %
Apple 45,44 Mio. 11,9 % 43,00 Mio. 11,6 % +5,7 %
Huawei 36,50 Mio. 9,5 % 32,49 Mio. 8,7 % +12,3 %
Oppo 29,45 Mio. 7,7 % 24,59 Mio. 6,6 % +19,8 %
Xiaomi 26,85 Mio. 7,0 % 14,93 Mio. 4,0 % +79,9 %
Andere 159,55 Mio. 41,6 % 185,50 Mio. 49,8 % -14,0 %
Gesamt 383,40 Mio. 372,24 Mio. +3,0 %
Quelle: Gartner, November 2017

Dabei ist LG vor allem bei den margenträchtigen Spitzensmartphones zurückgefallen. Mit den Flaggschiffen LG G5 (2016) und LG G6 (2017) konnten die Südkoreaner die Verbraucher nicht für sich gewinnen – trotz innovativer Ansätze wie Modularität oder dem inzwischen bei vielen Herstellern beliebten 2:1-Displayformat (die Marketingabteilungen nennen es “18:9”). LG hat es bisher nicht geschafft, sich mit seinen Produkten von den starken Wettbewerbern abzugrenzen.

Das wirkt sich auch auf die Finanzen aus. LGs Mobilsparte hat zuletzt im zweiten Quartal 2015 schwarze Zahlen und seither Verluste geschrieben – was sich 2016 auch in einem Gesamtverlust des Konzerns niederschlug. Zwar konnte LG seine Verluste in dem Bereich zuletzt eindämmen, doch für die ersten drei Quartale 2017 steht für die Sparte Mobile Communications ein Minus von umgerechnet 388 Millionen Euro in den Büchern. Südkoreanischen Medienberichten zufolge soll auch im vierten Quartal wieder ein Verlust angefallen sein. (vbr)