Abgas-Test: Auto-Industrie bezahlte angeblich auch Versuche mit Menschen

Nicht nur Affen wurden experimentell Abgasen ausgesetzt, im Universitätsklinikum Aachen soll es auch Inhalationstests mit Menschen gegeben haben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 174 Kommentare lesen
Abgas-Test: Auto-Industrie bezahlte angeblich auch Versuche mit Menschen
Lesezeit: 2 Min.

Mit Geld der Autolobby wurden offenbar nicht nur Abgastests an Tieren durchgeführt, sondern auch an Menschen. Der Auto-Forschungsverband "Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor" (EUGT) habe ein Experiment gefördert, bei dem sich Probanden dem Reizgas Stickstoffdioxid (NO2) ausgesetzt hätten, berichtet die Stuttgarter Zeitung.

Den Berichten zufolge soll die von den Konzernen VW, Daimler und BMW gegründete EUGT eine "Kurzzeit-Inhalationsstudie mit Stickstoffdioxid bei gesunden Menschen gefördert" haben. Dies stehe in einem als Tätigkeitsbericht für die Jahre 2012 bis 2015 herausgegebenen Report. Dabei seien an einem Institut des Universitätsklinikums Aachen 25 Personen untersucht worden, nachdem sie jeweils über mehrere Stunden NO2 in unterschiedlichen Konzentrationen eingeatmet hätten.

Laut der EUGT wurde keine Wirkung festgestellt. Institutsleiter Thomas Kraus habe jedoch davon abgeraten, das Ergebnis für eine Entwarnung zu instrumentalisieren. Zum einen ließen sich die Befunde nicht auf die gesamte Bevölkerung übertragen, zum anderen sei Stickstoffdioxid nur ein Teil der gesamten Luftbelastung.

Der Daimler-Konzern erklärte der Stuttgarter Zeitung, er verurteile die Versuche "auf das Schärfste" und distanziere sich von der EUGT. Deren Vorgehen widerspreche den Werten und ethischen Prinzipien des Unternehmens. Auch wenn Daimler keinen Einfluss auf den Versuchsaufbau gehabt habe, habe man eine umfassende Untersuchung eingeleitet. Auch BMW distanzierte sich von den Versuchen.

Die EUGT wurde laut VW 2007 als unabhängiges Forschungsinstitut gegründet und im Sommer 2017 aufgelöst. Neben Volkswagen waren Daimler, BMW und Bosch an der Finanzierung beteiligt. Die EUGT war zuletzt wegen eines Abgas-Experiments mit Affen in den USA in die Kritik geraten, für das sich VW inzwischen entschuldigt hat.

Chronologie des Abgas-Skandals (78 Bilder)

Mitte September 2015:  Die US-Umweltschutzbehörde EPA beschuldigt den Volkswagen-Konzern, Diesel-PKWs der Baujahre 2009 bis 2015 mit einer Software ausgestattet zu haben, die die Prüfungen auf US-amerikanische Umweltbestimmungen austrickst. Zu ähnlichen Untersuchungsergebnissen ist auch das California Air Resources Board (CARB) gekommen. Beide Behörden schicken Beschwerden an VW. (Im Bild: Zentrale der EPA in Washington D.C.)
(Bild: EPA
)

(mit Material der dpa) / (anw)