Daimler: erneute Selbstzensur für Dalai-Lama-Zitat

Der Autohersteller Daimler hat sich nun auch in einem Brief an den chinesischen Botschafter in Deutschland für die Verwendung eines Zitats des Dalai Lama entschuldigt. Das bestätigte der Konzern heute, ohne auf den Inhalt einzugehen

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Mercedes C-Klasse Coupé
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Von
  • Florian Pillau

Der Autohersteller Daimler hat sich nun auch in einem Brief an den chinesischen Botschafter in Deutschland für die Verwendung eines Zitats des Dalai Lama entschuldigt. Das bestätigte der Konzern heute (8. Februar 2018), ohne auf den Inhalt einzugehen.

Zu finden sind die Worte der Daimler-Führung auf der Website der staatlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua, die aus dem Brief folgendes zitiert:

Die Härte der Selbstgeißelung zeigt die Größe der Verlustängste. Im Bild ein C-Klasse-Coupé

(Bild: Daimler)

„In einem Schreiben brachten der Vorstandsvorsitzende von Daimler, Dieter Zetsche, und Hubertus Troika, Vorsitzender von Daimler China, ihre aufrichtige Entschuldigung gegenüber China zum Ausdruck.
Sie sagten, Daimler habe nicht die Intention, die Souveränität und territoriale Integrität Chinas in Frage zu stellen oder herauszufordern.
Sie sagten, Daimler biete keinerlei Unterstützung, Assistenz, Beihilfe oder Hilfe für jemanden an, der die Souveränität und territoriale Integrität Chinas vorsätzlich untergräbt oder zu untergraben versucht.
Daimler bedauere zutiefst den Schmerz und die Trauer, die sein nachlässiger und unsensibler Fehler dem chinesischen Volk zugefügt habe.
Daimler erkenne uneingeschränkt die Ernsthaftigkeit der Situation an, die das Unternehmen verursacht habe und entschuldige sich aufrichtig dafür.“

Zuvor hatte Daimler den Dalai Lama, Friedensnobelpreisträger und religiöses Oberhaupt der Tibeter mit den Worten „Betrachte Situationen von allen Seiten und Du wirst offener“ zitiert. Das Zitat ist Teil einer Anzeige für ein Mercedes C-Klasse Coupé, die Daimler beim Fotodienst Instagram veröffentlicht hat.

Nach Beschwerden chinesischer Internetnutzer hatte Daimler den Beitrag gelöscht und sich gestern dafür im chinesischen Kurznachrichtendienst Weibo (dem staatlich chinesischen zugelassenen Nachrichtendienst nach dem Vorbild von Twitter) entschuldigt. China ist ausweislich seines Geschäftsberichts einer der größten Absatzmärkte für den schwäbischen Autohersteller:

„Die wichtigsten Märkte für Mercedes-Benz Cars waren im Jahr 2016 China mit 22 Prozent des Absatzes, die USA (16 Prozent), Deutschland (14 Prozent) und die übrigen europäischen Märkte (30 Prozent).“

Der heute 82-jährige Dalai Lama gilt Chinas kommunistischer Führung als Volksfeind, weil er sich als geistlicher Führer der Tibeter für eine größere Autonomie Tibets ausspricht, das 1950 von China annektiert wurde. Die Regierung in Peking fürchtet eine Unabhängigkeit Tibets von China und versucht jegliche Autonomiebestrebung zu unterdrücken. Daher lebt der Dalai Lama seit 1959 im indischen Exil. (fpi)