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Sommerreifen im Test

ACE, GTÜ und ADAC haben Sommerreifen in unterschiedlichen Größen getestet. Die Ergebnisse zeigen: Die preiswerten Marken holen auf, sind aber nach wie vor nicht in jedem Fall empfehlenswert. Ein Blick auf Details kann aber viel Geld sparen.

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(Bild: ADAC)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Martin Franz

In der Vergangenheit war die Sache fast immer recht einfach. Billige Reifen waren billig, nicht preiswert. Oft genug hat sich der Preisvorteil beim Kauf allein über den Rollwiderstand und den somit höheren Verbrauch wieder egalisiert. Die besseren Eigenschaften der Pneus von Markenherstellern gab es gewissermaßen umsonst dazu. Zwei aktuelle Tests von Auto Club Europa (ACE) und Gesellschaft für technische Überwachung sowie dem ADAC legen allerdings nahe, dass sich die Zeiten langsam wandeln – zumindest auf den ersten Blick.

Abwertung: Teuer

ACE und GTÜ haben 11 Sommerreifen der Dimension 235/45 R18 getestet. Vertreten waren Hersteller aus unterschiedlichen Preisbereichen. Maxxis, Kumho und Nokian gehören zu den preiswerten Anbietern, die Marken Continental, Pirelli und Michelin waren im Test die teuersten. Die Preise in der GTÜ-Tabelle wurden im Januar 2018 ermittelt, inzwischen sind einige Reifen erheblich billiger. Der Conti, der aufgrund seines damaligen Preises abgewertet wurde, ist inzwischen laut unserem Preisvergleich schon für unter 600 Euro pro Satz zu bekommen.

Wie immer lohnt sich der Blick in die Detailergebnisse. So vergeben GTÜ und ACE für das subjektive Handling auf trockener Straße doppelt so viele Punkte wie für den erfahrenen Messwert. Auf nasser Straße wird beides gleich bepunktet. Im Kapitel Sicherheit kann ein Reifen maximal 140 Punkte erreichen. Die besten liegen im Test um 110, der schlechteste bei 94 Punkten. Bei Thema Geräusch liegen alle Kandidaten sehr nah beieinander, größer sind die Differenzen beim Rollwiderstand. Hier erreicht der Semperit 20 von 20 Punkten, der Kumho nur 14.

Gewichtung und Auswahl

Die teuren Markenreifen liegen am Ende nicht, wie früher, uneinholbar an der Spitze, was natürlich auch mit den Gewichtungen der Kriterien im Test und der Auswahl der Hersteller zu tun hat. Kumho mag für manch einen, der sich nur selten mit dem Thema beschäftigt, wie ein asiatischer Neuling klingen, doch die Marke gibt es seit fast 60 Jahren. Man darf ihr also einige Erfahrungen zugestehen. Eine Empfehlung, einfach den günstigsten Reifen zu nehmen, der passt, ergibt sich aus dem Ergebnis keineswegs. Denn auch wenn eine Marke wie Maxxis hier mithalten kann, gilt das natürlich nicht für alle, die Reifen für wenig Geld anbieten.

Im Prinzip lässt sich diese Aussage auch auf die Ergebnisse des ADAC übertragen. Der hat 16 Sommerreifen der Dimension 205/55 R16 und 14 der Größe 175/65 R14 getestet. Allerdings hat der ADAC nicht nur andere Kriterien als GTÜ und ACE, sondern auch eine andere Gewichtung. Bei GTÜ und ACE hat die Nasswertung eine Gewichtung von 42 Prozent, beim ADAC sind es 40. Die Eigenschaften auf trockener Fahrbahn werden bei ACE und GTÜ mit knapp 32 Prozent gewichtet, beim ADAC mit 20. Der Preis spielt bei der Bewertung eines Pneus beim ADAC keine Rolle, dafür aber der Verschleiß. Über den relativiert sich der monetäre Unterschied beim Kauf geradezu dramatisch: Der ADAC-Testsieger Michelin Primacy 3 kommt mit mehr als 45.000 Kilometern fast 20.000 Kilometer weiter als der mit „ausreichend“ bewertete Infinity Ecosis, so das Ergebnis des Clubs.

Bei den kleinen Reifen liegen im ADAC-Test liegen Marken wie Falken, Semperit und Apollo vor den etwas teureren Vertretern von Continental und Goodyear. Das liegt unter anderem an einer Eigenheit des ADAC-Tests: Ab einer Einzelnote von 2,6 wird dort ein Reifen auf diese Note herabgestuft, ganz gleich, wie gut er in anderen Kriterien abgeschnitten hat.

Wie immer gilt es, die Einzelergebnisse mit den eigenen Vorgaben abzugleichen. Wer nur sehr wenig fährt, kann eine Bestnote im Verschleiß ignorieren. Bei einem Schönwetter-Auto spielt die Nasswertung eine untergeordnete Rolle. In einem sparsam gedämmten Auto wird sich kaum einer einen vorlauten Reifen wünschen. Da die Einzelwertungen offen liegen, lässt sich ohne große Mühe ein passender Reifen für das eigene Profil finden. Sparen um jeden Preis ist bei Reifen nach wie vor keine gute Idee, auch wenn einige Billiganbieter langsam aufholen. Die Zeiten, in denen sie irgendwas irgendwie zusammengebacken haben, scheinen allmählich dem Ende entgegenzugehen. (mfz)