re:publica: Das Netz feiern und die Bürger netzfest machen

Die 12. Ausgabe der Internetkonferenz re:pubica in Berlin steht unter dem Motto "Pop" und soll noch stärker den Mainstream erreichen. Den Abschluss wird erstmals ein Umsonst-und-Draußen-Festival für alle bilden.

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re:publica: Das Netz feiern und die Bürger netzfest machen

(Bild: fertig design, #rp18 key visual, Creative Commons CC BY-SA 2.0)

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Die re:publica befindet sich weiter auf Wachstumskurs. Dieses Jahr werde es am Rande der Internetkonferenz in Berlin auch Fachsymposien zu den Themen "Women in Fintech", "Retail", "Food" und "Marketing" geben, kündigte Mitgründer Andreas Gebhard am Donnerstag bei einem "Townhall-Meeting " in der Hauptstadt an. Darüber hinaus finde am Tag nach der re:publica am 5. Mai erstmals im Park am Gleisdreieck direkt hinter dem Veranstaltungsort "Station Berlin" ein "Netzfest " statt. Dieses sei als "Open Air umsonst und draußen" für alle Interessierten auch "ohne Vorkenntnisse" im Umgang mit der Digitaltechnik gedacht.

"Wir wollen das Netz feiern und die Bürger netzfest machen", gab Gebhard als Losung für die Sause aus. Vor Ort sollten die typischen Themen der Konferenz so heruntergebrochen werden, dass sie "im Vorbeigehen" verstanden werden könnten beim Essen einer veganen Currywurst neben dem Makerspace. Es gebe sonst bislang keinen echten Ort, an dem alle Anschluss fänden an die digitale Gesellschaft. Es gebe zwar viele "Hacker- oder Startups-Events", die hätten aber "mit der Lebenswelt der Bürger überhaupt nichts zu tun".

Bei dem "Park-Fest" seien Stände für zivilgesellschaftliche Organisationen und Initiativen und zur Wissensvermittlung geplant, erläuterte Co-Veranstalter Johnny Haeusler. Dort sei "keine Frage zu doof", um gestellt zu werden, ergänzte die Dritte im Bunde, Tanja Hauesler. Auch die älteren Bevölkerungsschichten könnten sich etwa erklären lassen, wie man mit dem Smartphone umgehe oder einen Router absichere. Parallel gehe es darum, das Internet als freiheitsliebenden Ort der Gesellschaft darzustellen, der auch geschützt werden sollte.

Die Mitgründerin erläuterte auch, was sich das Organisationsteam bei dem diesjährigen Konferenzmotto "Pop" gedacht hat. Damit verknüpft sei "der Auftrag an uns selber: Wo müssen wir unsere Blasen verlassen?" Eng damit verknüpft sei die Frage gewesen: "Wie erreichen wir ein Mainstream-Ding?" Dies ginge am besten mit popkulturellen Themen, da gesellschaftlich auch bereits etwa der "Tatort" über Twitter kommentiert oder Wahlkampagnen in sozialen Netzwerken verhandelt würden.

Gebhard räumte ein, dass es in den vergangenen Jahren auch Kritik gegeben habe an einer zunehmenden Kommerzialisierung der Veranstaltung und manchem Teilnehmer aus der "eingesessenen Community" zu viele Firmen am Start seien. Dieses Jahr werde es daher einen "Code of Conduct für Unternehmenspartner" geben. Die Besucher der parallelen Fachkonferenzen würden auch nur mal für einen halben Tag über die eigentliche re:publica geführt, um sie langsam mit der dortigen Kultur vertraut zu machen. Direkt mit eingebunden bleibe die in Kooperation mit dem Medienboard Berlin-Brandenburg durchgeführte "Media Convention Berlin", die dieses Jahr ihren fünften Geburtstag feiert.

Die Standard-Tickets für die beiden verschmolzenen Veranstaltungen, die vom 2. bis 4. Mai stattfinden, schlagen 2018 mit 220 Euro gegenüber 199 Euro im Vorjahr zu Buche. Aus den über 1000 Einreichungen für Vorträge oder Panels hat das Programmteam etwa 60 Prozent ausgewählt.

Die Eröffnungsrede wird die US-Medienwissenschaftlerin Danah Boyd über "algorithmische Voreingenommenheit", "kontradiktorisches maschinelles Lernen" und Manipulation halten. Dazu kommen Themenfelder wie die Zukunft der Arbeit in Kooperation mit dem aktuellen Wissenschaftsjahr, Big Data, Drohnen, Blockchain, Fake News oder Roboter. Auch nach digitalen Lösungen für die Südhalbkugel können die Teilnehmer suchen.

Enttäuscht zeigte sich bei der Runde ein Physiker, dessen Vortrag abgelehnt wurde. Er habe darin die Idee propagieren wollen, dass eine "internationale Ächtung aller Geheimdienste" nötig sei. "Es gibt Feinde des Internets, Leute, die es missbrauchen", konstatierte der Abgewiesene, der nach eigenen Angaben bei einem großem Internetkonzern im "Digital Service" arbeitet und zu bedenken gab: "Wir wissen alles über unsere Kunden." (jk)