Asien: Apple kontrolliert Lieferanten schärfer

Nach Berichten über schlimme Zustände bei Zulieferern lässt der iPhone-Hersteller regelmäßig die Arbeitsbedingungen überprüfen. Laut neuestem "Supplier Responsibility Report" ist der Konzern dabei teilweise weitergekommen – teilweise aber auch nicht.

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Asien: Apple kontrolliert Lieferanten schärfer
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2017 hat Apple mehr seiner asiatischen Zulieferbetriebe auf Arbeitsrechtsverstöße kontrolliert als im letzten Jahr – und will die Überprüfungen auch künftig weiter ausdehnen. Die Zahl der kontrollierten Firmen, bei denen Kontrolleure des iPhone-Konzerns vorbeisahen, stieg auf 756 von 705 im Jahr davor – an 197 Standorten. Das geht aus dem jährlich veröffentlicht Zuliefererbericht ("Supplier Responsibility Report") hervor, der am Abend zum Donnerstag publiziert wurde.

Apple glaubt, bei den Arbeitsbedingungen insgesamt Fortschritte gemacht zu haben.
Der Anteil der Lieferanten, die bei der Bewertung über 90 von 100 möglichen Punkten bekamen, stieg innerhalb eines Jahres von 47 auf nun immerhin 59 Prozent. Zugleich sei am unteren Ende der Skala der Anteil der Zulieferer mit weniger als 60 Punkten von drei auf ein Prozent gefallen.

Als maximal erlaubte Arbeitszeit definiert Apple weiterhin 60 Stunden pro Woche. Hier lag die Einhaltungsquote schlechter als im Vorjahr: 94 Prozent 2017 nach 98 Prozent 2016. Apples Inspektoren fanden zudem 38 Fälle, in denen Angaben zu Arbeitszeiten gefälscht wurden – was der Konzern laut eigenen Angaben zu den "besonders schwerwiegenden Verstößen" zählt.

Auch seien zusammen 1,9 Millionen Dollar an 1553 Arbeiter zurückgezahlt worden, die entgegen Apples Vorgaben für die Vermittlung eines Jobs bei einem Zulieferer zur Kasse geben wurden. Allein in einem Fall auf den Philippinen sei es um 700 Beschäftige und einen Betrag von einer Millionen Dollar gegangen. Dennoch hat Apple leichte Fortschritte gemacht: Im Jahr mussten 2,6 Millionen Dollar an mehr als 1000 Mitarbeiter zurückgezahlt werden.

Die Apple-Inspektoren fanden 2017 bei den Lieferanten zwei minderjährige Arbeiter im Alter von 14 und 15 Jahren, die sich mit falschen Papieren die Jobs verschafft hätten. Nach Apple-Regeln muss der Zulieferer ihre Gehälter während der Schulausbildung weiterzahlen und ihnen später einen Arbeitsplatz anbieten.

Eine neue Initiative soll Mitarbeiterinnen in Gesundheitsfragen aufklären, unter anderem über Krebs-Früherkennung, Ernährung und Hygiene. Bis 2020 wolle Apple damit "eine Million Frauen erreichen", erklärte der für den operativen Sektor (Chief Operating Officer, COO) zuständige Manager Jeff Williams.

Apple war in der Vergangenheit immer wieder vorgeworfen worden, nicht genug gegen mangelhafte Arbeitsbedingungen bei Zulieferern zu unternehmen. Mit den stetig erweiterten Kontrollen und Jahresberichten will der Konzern mehr Transparenz zeigen.

Der Konzern veröffentlichte in der Nacht zum Donnerstag auch den jährlichen Bericht zu sogenannten Konfliktmineralien aus Afrika. Dabei geht es etwa um Gold, Zinn oder Kobalt, die in Kriegsgebieten oder unter besonders riskanten und menschenunwürdigen Bedingungen abgebaut werden. Durch die international vereinbaren Kontrollen soll verhindert werden, dass Geld aus dem Geschäft an bewaffnete Gruppen fließt. Apple lässt die Schmelzen in seiner Zuliefererkette überprüfen und fordert von ihnen Informationen über die Herkunft der Rohstoffe. Im vergangenen Jahr beendete Apple die Zusammenarbeit mit zehn Betrieben, weil sie sich Kontrollen verweigerten. Sechs weitere Schmelzen wurden von Zulieferern selbst entfernt. Insgesamt bezog Apple zum Jahresende Rohstoffe von 250 Schmelzen. Kürzlich wurde bekannt, dass der iPhone-Konzern plant, künftig mit Kobaltminen direkt zusammenarbeiten zu wollen. (mit Material von dpa) / (bsc)