Kaffee vom Roboter-Arm

Ein Start-up in San Francisco erprobt die Ablösung von menschlichen Mitarbeitern durch Maschinen in der Gastronomie. Wie kommt das bei den Kunden an – und schmeckt der Kaffee?

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Rachel Metz

Vielleicht werden uns Roboter die Arbeit wegnehmen, aber selbst in einer technologieorientierten Stadt wie San Francisco wirkt es meist so, als würde das noch etwas dauern. Derzeit allerdings ändert sich das: Ein lokales Start-up namens Café X beginnt mit der Einführung von Roboter-Baristas, die mit mechanischen Armen Latte Macchiatos und Cappucinos servieren.

Mittlerweile arbeiten hinter Glaswänden in der Innenstadt von San Francisco drei Roboter von Café X, zwei davon in Einkaufsstraßen und eine mitten im Finanzbezirk. Über eine Smartphone-App kann man ein Getränk im Voraus bestellen, oder man geht einfach an einen der Standorte und ordert an einem Touchscreen.

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Der Roboter – eigentlich nur ein Roboter-Arm – stellt Becher in eine Kaffee-Maschine und holt sie heraus oder zapft kalte Getränke aus einem Hahn. Wenn man auf einem Touchscreen vor dem Gehäuse des Roboters einen Zahlencode eingibt, stellt er das entsprechende Getränk auf eine Plattform, die dann zu einem Ausgabeschlitz herunterfährt. Falls Sie Hilfe bei der Bestellung brauchen oder einen Deckel für Ihren Becher suchen, sind auch einige menschliche Mitarbeiter vor Ort (noch jedenfalls).

Kaffee ist ein großes Geschäft in San Francisco – Einheimische und Touristen sind bereit, sich für ihr Lieblingsgetränk in lange Schlangen zu stellen. Wir haben an zwei Tagen mit zwölf Kunden an zwei Standorten von Café X gesprochen, um zu erfahren, ob das Roboter-Erlebnis ihre Zufriedenheit erhöht hat.

Eine unserer Fragen lautete, ob die Erfahrung besser oder schlechter war als in einem normalen Café. Oder: Könnten Sie sich vorstellen, den morgendlichen Kaffee jeden Tag bei einem Roboter zu bestellen? Ist das Auftreten von Roboter-Baristas ein Vorzeichen für die Ablösung von Menschen bei Lebensmittel-Service durch Roboter oder hat es nur Neuigkeitswert? Und am wichtigsten – wie schmeckt der Kaffee? Die Antworten enthalten gute und schlechte Nachrichten für Menschen, Baristas und Kunden gleichermaßen.

* Die Kunden sahen gern zu, wie der Roboter nach den Bechern greift – das sei interessanter, als zuzusehen, wie ein Barista ein Getränk zubereitet, sagte einer von ihnen. Und ihnen gefiel, dass der Roboter nach der Fertigstellung des Getränks winkt. Allerdings würden sich die Kunden wünschen, dass er noch mehr Funktionen hätte. Kelly Fong zum Beispiel, Produkt-Managerin bei einer Software-Firma, war enttäuscht, dass er nicht einmal Zucker in ihren Americano tun konnte (die Kaffee-Maschinen von Café X können allerdings verschiedene Sirup-Arten dazugeben). „Ich finde das eine nette Idee, aber die Technologie muss noch deutlich weiterkommen“, sagte sie.

* Die meisten Besucher äußerten sich positiv über die Schnelligkeit der Transaktion bei Café X. Wenn die Schlange dort am kürzesten ist, würden sie gern wieder dort hingehen, sagten einige. Andere waren vom Kaffee weniger beeindruckt und sagten, sie würden nur regelmäßig zu Cafè X kommen, wenn sie es eilig hätten.

* Viele Kunden sagten, sie würden wiederkommen, und manche hatten schon mehrmals Kaffee an einem oder mehreren der Standorte von Café X gekauft.

*Auf einer Skala von 1 bis 10 wurde der Geschmack der Getränke meist mit 7 oder höher bewertet; 7 und 8 waren die häufigsten Punktzahlen. Einmal war ein Mokka „ein kleines bisschen zu süß“, und ein Americano schmeckte „eher wässrig als nach Kaffee“. Eine Person sagte, „ich mag den Kaffee einfach nicht“.

* Trotzdem sagten die Kunden, sie würden das Plaudern mit den Baristas in ihren normalen Cafés schätzen – manche so sehr, dass sie sich ihren Latte nicht regelmäßig von einem Roboter machen lassen würden. „Das ist schon ganz nett“, sagte Benjamin Osgood, ein Immobilien-Berater, der einen Americano schlürfte. „Aber werde ich deshalb nicht mehr zu meinem lokalen Barista gehen? Nein.“

Mitarbeit: Martin Giles

(sma)