Medienbeobachtung des US-Heimatschutzes sorgt für Aufsehen

290.000 Medien, Journalisten sowie soziale Netzwerke will der US-Heimatschutz beobachten lassen, Sofortübersetzung inbegriffen. Kritiker ordnet der Sprecher des Ministeriums den "Aluhut-tragenden Verschwörungstheoretikern" zu.

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Fotograf mit Aluhut

So oder so ähnlich stellt sich der Heimatschutz Journalisten vor, die sich kritische Fragen zu einer geplanten Datenbank über alle Journalisten weltweit und deren Berichterstattung erlauben.

(Bild: Newtown grafitti (Ausschnitt, bearbeitet von Daniel AJ Sokolov) CC BY 2.0)

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Eine Ausschreibung des US-Ministeriums für Heimatschutz (DHS) sorgt für Aufsehen. Die Behörde sucht einen Dienstleister für die umfassende Beobachtung klassischer Medien, aber auch von Bloggern und sozialen Netzwerken. Mehr als 290.000 Quellen aus aller Welt in über hundert Sprachen sollen in Echtzeit beobachtet und ausgewertet werden. Laufende Suchen in verschiedenen Sprachen und automatische Benachrichtigung über E-Mail, SMS und WhatsApp sind ebenso gewünscht wie Übersetzungen. Für besondere Kritik sorgt die zusätzliche Datenbank über alle Journalisten, Blogger und Meinungsmacher in sozialen Netzwerken.

Auszug aus der Ausschreibung RNBO-18-00041 des DHS

(Bild: Faksimile)

"Rund um die Uhr Zugriff auf eine passwortgeschützte Datenbank über Meinungsmacher mit Journalisten, Redakteuren, Korrespondenten, Meinungsmachern in sozialen Medien, Bloggern, etc." heißt es in der Ausschreibung RNBO-18-00041, mit der interessierte Anbieter gesucht werden. Die Datenbank soll die Kontaktdaten aller genannten Personen enthalten und "andere Daten, die relevant sein könnten", etwa für welche Publikationen die Person schreibt und welche Beiträge sie verfasst hat. Außerdem soll die Anwendung den Versand von Pressemitteilungen samt Auswertung, welcher Anteil der Adressaten welche Aussendungen geöffnet hat, ermöglichen.

Auf kritische Presseanfragen reagierte der Heimatschutz mit einem Verweis auf einen Tweet des Pressesprechers Tyler Q. Houlton. Houlton bezeichnet das Projekt als "nichts mehr als die übliche Praxis der Beobachtung aktueller Ereignisse in den Medien". Ungewöhnlich fällt der Zusatz aus: "Jede andere Unterstellung ist etwas für Aluhut-tragende Verschwörungstheoretiker die an schwarze Hubschrauber glauben."

snopes.com wollte vom DHS wissen, ob "übliche Praxis" bedeute, dass das Ministerium diese Daten bereits jetzt sammle. Die Antwort des Pressesprechers war keine: "Sie blamieren sich mit diesen Fragen und wilden Verschwörungstheorien. Genau wie Sie Medien beobachtet haben, um diese Story zu finden, handhabt es auch das DHS", meinte Houlton, "Genießen Sie Ihr Wochenende." (ds)