Kaufrausch

Zulassungszahlen Quartal 1/2018

Eigentlich müssten die Käufer mit dem Kauf eines Neuwagens derzeit warten. Das ist jedoch nicht der Fall. Der Verkauf läuft aktuell prächtig, was auch daran liegt, dass viele Neuwagen-Käufer eine sich anbahnende Debatte ausblenden

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 18 Kommentare lesen
Opel Karl 9 Bilder

(Bild: Opel)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

Das erste Quartal 2018 ist vorbei und ein Blick auf die Verkaufszahlen von Neuwagen zeigt interessante Details. Zum einen stieg der Anteil der privaten Zulassungen stark an und liegt nun bei 39,2 Prozent. Das ist vor allem deshalb so bemerkenswert, weil die meisten Neuwagen, die aktuell verkauft werden, in ein paar Monaten in einer wichtigen Hinsicht veraltet sein werden.

Aktuelle Unsicherheit

Mit dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes erreichte die Debatte um die Abgase von Dieselmotoren einen vorläufigen Höhepunkt. Die neue Bundesregierung hat versprochen, das Thema vorrangig anzugehen und somit endlich wieder das herzustellen, was alle Beteiligten zu Recht seit längerem erwarten: Eine Planungssicherheit wiederherzustellen. Die aktuelle Unsicherheit führt zu einem Kuriosum bei den Neuzulassungen.Vielfach werden neue Autos mit einer „Kaufprämie“ in den Markt gedrückt, die die ab September 2018 europaweit für alle Neuwagen verbindliche Abgasnorm Euro 6c nicht schaffen.

Das betrifft aktuell vor allem die Benziner, auf die viele Kunden angesichts der Diesel-Debatte umsteigen. Und das sind viele. In den ersten drei Monaten des vergangenen Jahres lag der Benziner-Anteil bei 54,5 Prozent, im ersten Quartal 2018 waren es 63 Prozent. Beim Diesel ging der Anteil bei den gesamten Zulassungen von 42,7 auf 32,3 Prozent zurück. Nur: Käufer, die mit einem Benziner der Abgas-Diskussion entgehen wollen, könnten sich schneller als gedacht mitten im Zentrum der nächsten Debatte wiederfinden. Denn mit der Abgasnorm Euro 6c wird die erlaubte Partikelanzahl für Benziner mit Direkteinspritzung deutlich reduziert. Die meisten Motoren werden das nur mit einem Partikelfilter schaffen – ein Umstand, der den Herstellern sehr wohl bewusst ist. Dennoch spielen sie auf Zeit und lassen Kunden, die nicht informiert sind, in die Falle laufen.

Die nächsten Opfer

Denn die sich anbahnende Debatte ist absehbar: Schon jetzt warnen Mediziner, dass Partikel schädlicher für die Gesundheit sind als das in jüngster Vergangenheit so viel beachtete Reizgas Stickoxid. Es ist zu erwarten, dass genau dieser Umstand ab dem Sommer 2018 eine vermehrte mediale Aufmerksamkeit bekommen wird. Uninformierte Käufer aktueller Neuwagen mit Benziner ohne Filter dürften sich fragen, ob das ein schlechter Scherz ist – der da, wohlgemerkt auf ihre Kosten, gemacht wird. Sie sind die nächsten Opfer in einem Spiel aus Politik und Herstellern, die aus der Debatte der vergangenen Jahre nichts gelernt haben. Die Politik, weil sie rückgratlos keinem wehtun will, die Hersteller, weil sie die Kosten für den Filter bis zum Schluss sparen wollen. Dass letztere dem Verbrennungsmotor damit einen Bärendienst erweisen, scheint nicht jedem der Verantwortlichen klar zu sein.

Wieder einmal warten fast alle Hersteller bis kurz vor Schluss, um auf die neuen Abgasgrenzwerte umzustellen. Die Einhaltung kostet Geld, was letztlich die Rendite schmälert. Man stelle sich nur einmal einen Augenblick lang vor, der marktmächtige Volkswagen-Konzern hätte sich angesichts des von ihm verursachten Dramas um manipulierte Abgaswerte Ende 2015 dazu entschlossen, alle Fahrzeuge innerhalb kürzester Zeit auf die Abgasnorm Euro 6d-TEMP umzustellen. Die Konkurrenz hätte mitziehen müssen. Die Realität sieht komplett anders aus.