Gefühlte Sicherheit gegen Lebensqualität abgewogen

Klartext: Wer hat Angst vorm kleinen Auto?

Je mehr Masse um uns herum, umso sicherer fühlen wir uns. Grundsätzlich stimmt diese Emotion mit der Physik überein, obwohl es häufig gegenteilige Testergebnisse gibt, wenn das kleine Auto besser crasht als das große. Sicherheit ist aber nicht alles

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Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Als Kleinwagenfreund war der VW Up GTI eins meiner Herz-Autos für dieses 2018: lustig, klein, wendig, aber mit einem etwas größeren Motor. Wir bringen demnächst einen Test, für den wir einen 18-Jährigen anheuerten. Fazit schon hier: Ich finde das Auto toll. Es hat mir aber auch einen Grund gezeigt, warum der Autokunde gern ein paar Nummern größer kauft als nötig: Angst. Selbst meine Frau fühlt sich „unsicher” bei maximal 50 km/h durch Stuttgart. Meistens erlaubt der Verkehr weniger. Ein Leser fand gar, das KBA solle überprüfen, ob die kleine Semmel auf der Autobahn wirklich 200 km/h fahren darf.

Die Emotion kann wohl jeder nachvollziehen: Je mehr Panzer um mich herum, umso sicherer fühle ich mich. Das gilt selbst dann noch, wenn der Panzer veraltet ist und mich selbst bei einem Crash mit einem wesentlich leichteren Auto umbringen wird. In den Crash-Tests des ADAC schaut ein altes Auto meistens noch älter aus, wenn es gegen ein neues, kleineres Modell detoniert. Das wissen wir denke ich logisch alle. Aber emotional ändert es nichts: Im Größeren fühlen wir uns sicherer.

Physica

Die Emotion entstammt wahrscheinlich der Physik: Größere Objekte mit mehr Masse schieben kleinere Objekte normalerweise weg, bei Autos mit geringerem Schaden im Innenraum. Auf den Spitzenplätzen des ADAC-Crashtestes 2017 stehen entsprechend massige Autos: Volvo XC60 (Gesamtsieger & Sieger aktive Sicherheit). Subaru Impreza (Sieger Kindersicherheit). VW Arteon (gut: Fußgängerschutzsieger, den meisten Leuten eher egoistisch egal). Die ersten Klein- oder gar Kleinstwagen kommen erst weit hinten.