iPod-Vater: Apple muss iPhone-Sucht in den Griff bekommen

Tony Fadell gilt als Erfinder des iPod und war wichtiger Mitarbeiter beim Apple-Smartphone. Nun fordert er den Konzern auf, etwas gegen die süchtigmachtenden Aspekte der Geräte zu tun.

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Tony Fadell

Nach seinem Job bei Apple gründete Fadell den Smart-Home-Anbieter Nest – der dann schließlich von Google gekauft wurde.

(Bild: dpa, Marc Müller)

Lesezeit: 3 Min.

Der einstmals wichtige Apple-Manager Tony Fadell hat seine frühere Firma in einem offenen Brief dazu aufgefordert, endlich etwas gegen die Smartphone-Sucht zu unternehmen. Das iPhone habe "unser Leben verändert". Nun müsse Apple etwas gegen die "Überbenutzung" der Geräte tun.

Fadell, der als Vater des iPod gilt und wichtiger Mitentwickler beim iPhone gewesen ist, bevor er Apple verließ und den Smart-Home-Anbieter Nest gründete, sieht Apple in einer direkten Verantwortung.

Viele Leute sagten, die Smartphone-Sucht sei "ein Facebook-Problem" oder ein Problem mit bestimmten Apps, die von Werbung oder In-App-Einkäufen lebten, die Nutzer ständig ablenkten und dabei die Dauerpräsenz der Smartphones in unserem Leben ausnutzten. Doch sei die Smartphone-Sucht nicht nur ein "Facebook- oder Kinderproblem". Stattdessen seien alle Menschen betroffen, deren Leben sich seit der Vorstellung des iPhone vor zehn Jahren transformiert habe. "Es gibt keinen Konsens darüber, was eine gesunde Gerätenutzung wäre." Es müssten mehr Daten her, um sinnvolle Empfehlungen abgeben zu können.

Fadell vergleicht die gesunde Smartphone-Nutzung mit gesundem Essen. Hier hätten Forscher ermittelt, welche Mengen gut seien. Bei "digitaler Nahrung" wisse aber noch niemand, was "ein Protein" und was "ein Fett" ist – und wer "übergewichtig" und "untergewichtig" sei. Gerätehersteller und App-Entwickler müssten nun die Verantwortung übernehmen. Apple sei in der Lage, das Problem "auf dem Plattformniveau" zu lösen. Nutzer sollten erkennen können, wie sie ihre Geräte verwendeten. "Dazu muss Apple den Leuten erlauben, ihre digitalen Aktivitäten im Detail zu überwachen und das über alle Geräte hinweg", so Fadell. Apple soll demnach Funktionen einbauen, die zeigen, welche Apps man nutzt und ihnen damit die Möglichkeiten geben, ihr Verhalten zu ändern. Es müsse eine "Waage" für unser "digitales Gewicht" her.

Daneben könnte Apple konkrete Maßnahmen umsetzen, um eine Smartphone-Sucht zu reduzieren, etwa indem das Gerät in einen "nur lesen"-Modus oder einen "nur hören"-Modus versetzt wird – ohne dass man sich durch viele Menüs hangeln muss. Apple habe hier große Chancen, weil der Konzern systemweite Kontrolle über seine Geräte habe. Mit mehr Wissen könnten Nutzer dann ihre Sucht reduzieren, glaubt Fadell. Er selbst tue das bereits, in dem er in seiner Familie etwa "Technik-freie Sonntage" eingeführt habe und Produkte wie das Kinderschutzprogramm Circle nutze.

Die Entwicklung entsprechender Tools sei auch nicht schwer. "Die notwendigen Teile sind schon vorhanden und es wird viel billiger als die Entwicklung eines selbstfahrenden Autos." Fadell glaubt auch nicht, dass Apple durch solche Maßnahmen Kunden verlieren werde. "Sein Geschäftsmodell basiert nicht darauf, dass die Nutzer mehr Zeit mit ihren Geräten verbringen." Stattdessen könne der Konzern sogar mehr Geräte verkaufen, wenn sie solche System enthielten, weil sie Nutzer mehr Kontrolle geben. (bsc)