Überkommunikativ

Fahrbericht: Michelin Power RS auf KTM 690 Duke R

Michelins Power RS löst die Rennstreckenreifen mit Straßenzulassungen ab. Entsprechend hoch die Erwartungen an den Grip. Auf der KTM 690 Duke R überzeugte der Reifen. Selbst die Laufleistung lässt auf hohe Werte hoffen

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Von
  • Clemens Gleich

Seit dem Winter trägt die KTM 690 Duke R Michelins Straßen-Sportreifen Power RS. Die Neuentwicklung aus dem letzten Jahr ersetzt bei den Franzosen die Kategorie "Rennstreckenreifen mit Straßenzulassung", die es damit von Michelin vorerst nicht mehr gibt. Um die Kundschaft solcher Reifen dennoch mit anzusprechen, haben die Reifenentwickler den Reifen recht nahe an Rennstreckenreifen konstruiert, mit entsprechenden Abstrichen bei Regen und Kälte. Da mir der Pilot Power 3 trotz seiner Bravheit zu schwammig war und ich gern mehr Trocken-Grip auf der Duke wollte, montierte ich den RS als nächstes. Die Wahl stellte sich als richtig heraus.

Wie andere Mehrkomponentenreifen verwendet auch der RS verschiedene, zusammenvulkanisierte Gummimischungen. Als Spezialität gibt es jedoch nur in der mittleren, härteren Gummifläche Silica-Anteile für Kalt- und Nasshaftung. Die Klebegummistreifen außen bestehen aus einer klassischen Rußmischung, weil die temperaturstabiler ist. Die Kunden sollen damit auch im Sommer auf die Rennstrecke gehen können, ohne dass es irgendwann überhitzt glitscht. Man fährt jedoch erst in tiefer Schräglage nur auf den äußeren Streifen, sodass der RS im Regen keine üblen Überraschungen bereitet, solange nicht das Knie im Regen auf den Boden muss. Die erreichbare Nässeschräglage wird den meisten Motorradfahrern reichen.

Endlich konnte ich jetzt im Frühling den RS nach dem Winter bei trockenen Oberflächen und Temperaturen von 14° bis 25° C testen. Das erhoffte höhere Grip-Niveau im Vergleich zum PP3 erreicht er. Er schafft nicht ganz dieses auf die Straße genagelte Gefühl von Rennstreckenreifen, dafür kostet er auch nicht so viel Zusatztreibstoff und Aufwärmzeit. Zudem sieht das Verschleißbild nach etwas über 1000 km äußerst vielversprechend aus. Laufleistungen aus Foren bestätigen das. Ein Fahrer einer BMW S 1000 XR mit ihrem kräftigen Vierzylinder kommt im GS-Forum auf eine Laufleistung von über 7000 km, davon über 5000 Autobahn mit entsprechenden Geschwindigkeiten. Ich rechne auf der Duke auch mit mehr als die 5000 km, die der PP3 schaffte.

Best of Racing

Am besten gefiel mir jedoch das Schräglagenverhalten und das Feedback des RS. Wo der PP schwammig nuschelt, kommuniziert der RS sehr klar, ist mir fast schon zu gesprächig. So viel Feedback vom Hinterrad musste sich das Sitzfleisch noch nie anhören, das brauchte etwas Gewöhnung. Der Reifen legt sich sehr schön linear neutral in Schräglagen. Es gibt keine Widerstände, kein plötzliches Fallen, kein Anlehngefühl. Lenkimpulse oder Korrekturen setzt der RS knackig um, nahe am Rennreifen. Das beeindruckt umso mehr, als Michelin dennoch einige Primärdämpfung bietet, die der WP-Gabel mit ihren hohen Losbrechmomenten so guttut.

Damit das Hinterrad bei schweren, starken Motorrädern stabiler bleibt, verwendet Michelin in den breiteren Reifen ab 180 einen Karkassumschlag um die Seitenwälle. Eben dieser fehlt bei den schmaleren Reifengrößen, auch beim 160er der Duke, und das passt so. Viele Reifen, darunter auch die Erstbereifung Metzeler Sportec M7 RR, sind nämlich zu hart für das geringe Gewicht der Duke, die Karkasse arbeitet zu wenig. Bisher ist der Power RS der beste Straßenreifen für die Duke im Sommer.

Versandhandelspreise derzeit:
Vorderreifen ab etwa 100 Euro
Hinterreifen (160) ab etwa 130 Euro, 180er etwa das gleiche Preisniveau
Hinterreifen 190/55 ab etwa 140 Euro (cgl)