Elektromobilität: Auf deutschen Straßen rollen kaum E-Taxis

Zehntausende Taxis sind deutschlandweit unterwegs – doch nur die wenigsten fahren elektrisch. Die Reichweite der Fahrzeuge ist noch zu gering, sagen Kritiker. Auch das Laden per Kabel an einer Station könne problematisch sein.

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Taxifahrer in Berlin

(Bild: dpa, Maurizio Gambarini)

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  • dpa
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Die Taxibranche tritt bei der Frage nach Elektromobilität noch auf die Bremse. Das wird nach Einschätzung von Fachleuten in näherer Zukunft wohl auch erst einmal so bleiben. Maximal zehn Elektro-Taxis gebe es in Rheinland-Pfalz, sagte Guido Borning vom Verband des Verkehrsgewerbes Rheinland auf Anfrage: "Wer als Taxi-Unternehmer aktuell Elektro-Taxis betreibt, tut dies wesentlich aus Marketing-Gründen."

Besonders in Rheinland-Pfalz, wo es viel ländlichen Raum gibt, seien Elektro-Taxis nicht für den Alltag geeignet. Das liege unter anderem daran, dass die einzelnen Fahrten im Durchschnitt länger seien als im Stadtbetrieb. Elektro-Autos seien daher derzeit höchstens für Großstädte geeignet.

Dem Deutschen Taxi- und Mietwagenverband in Frankfurt/Main zufolge waren in Rheinland-Pfalz Ende 2016 knapp 1.700 Taxis und solche Fahrzeuge unterwegs, die sowohl als Taxi und als Mietwagen genutzt werden dürfen. Die (alle vier Jahre erhobene) bundesweite Gesamtzahl beläuft sich auf rund 56.300 Fahrzeuge. Dem gegenüber stehe ein Anteil von bundesweit wahrscheinlich nicht mehr als 100 reinen Elektro-Taxis, sagte der Geschäftsführer des Verbandes, Thomas Grätz.

Den rechtlichen Rahmen hatte die Bundesregierung 2017 dahingehend geändert, dass auch Elektroautos als E-Taxi fungieren dürfen, die vom Hersteller nicht als Taxi vorgesehen sind. Dennoch ist eine Zurückhaltung beim E-Auto auch (aber nicht nur) in der Taxibranche spürbar.

Die geringe Zahl an E-Taxis sei vor allem dem aktuellen Stand der Technik geschuldet. "Der ist vollkommen ungeeignet für den Taxibetrieb." Die Reichweite von 200 Kilometern bei erschwinglichen Fahrzeugmodellen reiche einfach nicht aus, beispielsweise wenn ein Auto im Schichtdienst auch mal mehr als acht Stunden unterwegs sei.

Auch sonst bestehe die Gefahr, dass einem Unternehmen eine gute Fahrt entgehe, weil das Taxi nicht ausreichend aufgeladen sei, sagte Grätz. Aus Sicht eines Taxisunternehmens müsste die Reichweite auf 400 bis 500 Kilometer erhöht werden. "Wir hoffen sehr, dass die Industrie da in die Puschen kommt."

Auch das Laden per Kabel kann ein Hindernis sein: Die Taxifahrer warteten in einer Schlange hintereinander an einem Haltepunkt, erklärte Grätz. Fahre einer weg, schließe der Rest auf. Problematisch werde es dann, wenn eines der Fahrzeuge gerade am Ladekabel hänge. "Soll der Fahrer dann abstöpseln und an die nächste Ladestelle am Halteplatz?"

Die einzige praktikable Lösung derzeit sei es, Ladesäulen auf dem eigenen Betriebshof zu installieren. Das könne aber nur ein Unternehmen mit einem großen Fuhrpark nutzen – während ein Fahrzeug auflade, sei ein anderes im Dienst. Bei kleinen Betrieben seien möglicherweise alle Autos zugleich im Einsatz.

Die Initiative des Bundesverkehrsministeriums, die Ladesäuleninfrastruktur durch Förderung auszubauen, hat nicht nur Kritik, sondern auch wenig Interesse auf sich gezogen. Der Lobby der deutschen Automobilindustrie geht auch diese Unterstützung nicht weit genug, sie wünscht sich noch mehr Fördermittel für Ladestationen und den E-Autokauf sowie den Abbau rechtlicher Hürden.

Einen Pluspunkt für Elektro-Taxis gibt es aus Grätz' Sicht aber jetzt schon. "Das kann sich von den Betriebskosten durchaus rechnen." Taxiunternehmen könnten beispielsweise von Kooperationen mit Energieanbietern profitieren.

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(tiw)