Tracking von Schulkindern: Datenschutz-Aktivisten kritisieren überarbeiteten "Schutzranzen"

Auch die neue Version der Tracking-Software für Kinder im Straßenverkehr sei problematisch, meint Digitalcourage. Der Hersteller der Software wirft den Aktivisten "reißerische Falschaussagen" vor.

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Tracking von Schulkindern: Datenschutz-Aktivisten kritisieren überarbeiteten "Schutzranzen"

(Bild: schutzranzen.de)

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Das Unternehmen Coodriver hat seinen "Schutzranzen", bei dem die Bewegung von Schulkindern aufgezeichnet wird, zwar inzwischen nachgebessert, die Datenschutz-Aktivisten von Digitalcourage haben an der App aber immer noch etwas auszusetzen. Das Kernproblem bleibe, nämlich das Tracking per GPS, meint Digitalcourage. Coodriver habe in den neuen Apps lediglich die Ortungsfunktion für Eltern entfernt.

Coodriver beteuert, keine personenbezogenen Daten von Kindern zu speichern und keinerlei personenbezogene Profile zu erstellen. Digitalcourage hält dem entgegen, "wie eine App, die auf einem Smartphone installiert wird, oder ein GPS-Tracker mit Telefonfunktion anonym sein soll". Auch Telefonnummern, IP-Adressen und Geräte-IDs seien personenbezogene Daten.

Der "Schutzranzen" soll dafür sorgen, dass Kinder für Autofahrer im Straßenverkehr erkennbar sind, auch wenn sie beispielsweise durch parkende Autos verdeckt werden. Eltern sollen damit Nachrichten ihrer Kinder empfangen oder im Falle eines Notrufs die Position des Kindes ausmachen können. Digitalcourage argumentiert, überwachungsbasierte Ansätze seien pädagogisch, technisch, gesellschaftlich und politisch der falsche Weg zum vernetzten Verkehr.

Auf die Kritik der Datenschutz-Aktivisten hin hatte die Stadt Wolfsburg Tests mit dem Schutzranzen eingestellt. Nun drängt Digitalcourage darauf, dass auch die Stadt Ludwigsburg die Kinder-Tracking-Tests abbricht.

Coodriver wirft Digitalcourage vor, mit reißerischen Falschaussagen auf sich aufmerksam machen zu wollen. "Die Schutzranzen-Lösung hat zu keinem Zeitpunkt Daten gesammelt oder bereitgestellt, da sie von Anfang an so aufgebaut wurde, dass ein Sammeln von Daten nicht möglich ist", schreibt das Unternehmen. Für Angreifer gebe es daher auch keine Daten zu holen. "Würde man jegliche Gefahr ausschließen wollen, müsste man zuallererst Smartphones verbieten. Denn diese sind alle mit einem Tracking-System ausgestattet und sammeln fleißig Daten", schreibt Coodriver.

Nach Angaben von Digitalcourage hat das Unternehmen die Datenschutz-Aktivisten über einen Anwalt aufgefordert, "große Teile unserer Texte zu 'Schutzranzen' vom Netz nehmen". Dagegen wollen sie sich juristisch wehren. (anw)