AKW-Rückbau in Biblis: Atomkraftwerk-Silhouette bleibt

Das stillgelegte Atomkraftwerk Biblis wird seit einem Jahr abgebaut. Aus dem Atomgesetz entlassen wird es aber wohl erst 2032. Die Kraftwerks-Silhouette wird dann noch genauso aussehen wie heute.

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AKW-Rückbau in Biblis: Atomkraftwerk-Silhouette bleibt

AKW Biblis

(Bild: RWE)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Ira Schaible
  • dpa
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Bis der leere Castor alle Materialschleusen des abgeschalteten Reaktorblocks B in 21 Metern Höhe durchlaufen hat, vergehen einige Stunden. Dann wird der blaue Behälter im südhessischen Atomkraftwerk Biblis mit abgebrannten Brennelementen beladen. Erst sieben Tagen später kann der Castor mit einem Schienenfahrzeug von Block B ins nur wenige Meter entfernte Zwischenlager für hoch radioaktive Castoren (SZL) gebracht und eingelagert werden.

Der vor einem Jahr begonnene Abbau des nach der Katastrophe von Fukushima 2011 stillgelegten Atomkraftwerks aus den 1970er Jahren läuft auf Hochtouren – und braucht trotzdem etwa 15 Jahre Zeit. Die Sicherheits- und Strahlenschutz-Standards gelten weiter. 2032 soll das Atomraftwerk aus dem Atomgesetz entlassen werden.

"Die Kraftwerks-Silhouette wird aber auch in 15 Jahren noch stehen", sagt der Leiter der von RWE betriebenen Anlage, Horst Kemmeter. "Was mit dem Gelände passiert, muss dann entschieden werden." Das Grundstück am Rhein ist rund 30 Hektar groß. Die Kosten für den Rückbau schätzt Kemmeter auf rund 1,5 Milliarden Euro. 91 Castoren mit Brennstäben aus beiden Blöcken stehen schon in dem Zwischenlager für hoch radioaktive Stoffe. Ein leerer Castor wiegt rund 108 Tonnen und kann 19 Brennelemente aufnehmen.

Brennstäbe gibt es in Block A schon seit Ende 2016 nicht mehr. Jetzt ist Block B dran: Innerhalb der nächsten zwölf Monate sollen zehn Castoren mit Brennelementen und einer mit Brennstäben beladen und im SZL untergebracht werden. Wegen Rissen an den Laufrädern eines Krans im Reaktor B musste die Beladung einige Monate unterbrochen und der Kran repariert werden. Jetzt wird wieder beladen. Ende Mai 2019 soll auch Block B frei von Brennstäben sein, wie RWE-Sprecher Alexander Scholl in Biblis sagt.

In dem Standort-Zwischenlager sollen auch sieben Castor-Behälter mit radioaktiven Abfällen aus der Wiederaufbereitung in England gelagert werden. Das Genehmigungsverfahren im Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) läuft noch. Deutschland hat sich verpflichtet, die radioaktiven Abfälle zurückzunehmen, die bei der Wiederaufbereitung von Brennstäben in Frankreich und England entstanden sind. Aufbewahrt werden sollen sie in den vier Zwischenlagern Biblis, Brokdorf, Isar und Philippsburg.

"Wir werden einer der ersten sein", sagt Kemmeter. Er rechnet mit der Ankunft der Castoren von Frühjahr bis Mitte 2020. Denn in Biblis seien alle für die Lagerung technisch erforderlichen Maßnahmen bereits umgesetzt – vor allem die rund zehn Meter hohe Beton-Sicherheitswand vor dem SZL. Die Entkernung der beiden Kühltürme auf dem Gelände hat auch schon begonnen. Ventilatoren und überflüssiger Schallschutz wurden bereits ausgebaut.