Brücke zwischen Blockchains

Anhänger der Blockchain-Technologie erwarten, dass auf dieser Grundlage ein neues weltweites Netz entsteht, nur für Geld statt Informationen. Noch aber fehlt es an einer Verbindung zwischen den vielen Einzelsystemen.

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Brücke zwischen Blockchains

(Bild: Nick Little)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Mike Orcutt
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Blockchain-Fans vergleichen die Technologie gern mit den frühen Tagen des Internet. Blockchains, so heißt es oft, würden den Weg für ein neues globales Finanzsystem bereiten, das funktioniert wie das Internet selbst, nur dass statt kleiner Pakete mit Informationen Geld um die Welt geschickt wird. Doch es gibt ein großes Problem dabei: Noch können Blockchains nicht miteinander kommunizieren.

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Derzeit werden immer neue Blockchains und andere Systeme für verteilte Register veröffentlicht, und das Ergebnis ist ähnlich wie bei einer Petrischale voller Bakterien: Die Zahl steigt immer weiter, doch von einer Entwicklung in Richtung eines Organismus höherer Ordnung ist nichts zu sehen. Die Situation ähnelt der Vor-Internet-Zeit in den 1960er und 1970er Jahren, sagt Thomas Hardjono vom MIT-Programm Connection Science: Damals habe es mehrere getrennte technische Ansätze für den Aufbau von Computer-Netzen gegeben. Und wie damals, so Hardjono, liegt auch heute der Schlüssel zum Fortschritt darin, herauszufinden, wie man diese einzelnen Systeme zur Zusammenarbeit bringen kann.

In den 1970er und 1980er Jahren führte eine Mischung aus akademischer und militärischer Forschung in den USA zum Aufbau einer gemeinsamen Infrastruktur, über die einzelne Netzwerke Ressourcen teilen können, insbesondere für den Fall, dass eines der Netzwerke angegriffen wird. Bekannt ist sie heute als die Suite an Internet-Protokollen aus Transmission Control Protocol (TCP) und Internet Protocol (IP), die Fundamente des heutigen Internet.

Mittlerweile denken ganze Länder darüber nach, eigene Kryptowährungen herauszubringen. Für Hardjono heißt das, dass sie potenziell „Risiken und technische Probleme in ihr Wirtschaftssystem bringen“. Wenn ein Blockchain-System bei einem Angriff seine Krypto-Vermögenswerte und anderen Funktionen auf ein anderes verteiltes Register übertragen könnte, würde das dazu beitragen, Krisen zu verhindern.

In einem aktuellen Fachaufsatz argumentieren Hardjono und zwei MIT-Kollegen, dass sich die heutigen Blockchain-Entwickler ein Internet-Konzept namens Datagram zum Vorbild nehmen sollten. Dabei handelt es sich um eine allgemeine Informationseinheit, die sich über verschiedene Netzwerke bewegen kann. „Jedes Netzwerk, das es sieht, kann es auswerten und weiß, wie es weitergeleitet wird“, erklärt Hardjono. „Was ist das Datagram-Äquivalent für Blockchain-Systeme?“

Ein Start-up namens Aion arbeitet an einer Antwort auf diese Frage. Das Unternehmen entwickelt eine so genannte „Token-Brücke“, mit der Inhaber von Ethereum-Token ihre Vermögenswerte in einer anderen Blockchain sichern können, ohne dass dadurch das Volumen der jeweiligen Währung erhöht wird. Anfangs soll die Sicherung auf einer von Aion entwickelten und betriebenen Blockchain erfolgen, sagt Matthew Spoke, Gründer des Unternehmens.

Der Prozess beruht auf einer Reihe von Computern, auch als Knoten bezeichnet, die in der Lage sind, gültige Transaktionen zu erkennen und neue in jede Blockchain einzutragen, erklärt Spoke. Die Knoten, aus denen die Brücke besteht, sollen außerdem einen Prozess bekommen, mit dem sie untereinander Einigkeit herstellen und entscheiden können, wie mit einer konkreten Transaktion auf einer der Blockchains umzugehen ist; dazu wird eine entsprechende Transaktion auf der anderen Blockchain vorgenommen.

Laut Spoke liegt ein wichtiger Unterschied zwischen der Zeit vor dem Internet und der Blockchain-Welt von heute in Geld: Hinter den konkurrierenden Protokollen von heute stehen oft Investitionen in Milliardenhöhe. Dies wird wahrscheinlich dafür sorgen, dass mehrere von ihnen Erfolg haben, sodass es in Zukunft zahlreiche Blockchains geben dürfte. Für Spoke liegt in Interoperabilität deshalb der Schlüssel zur allgemeinen Verbreitung der Technologie. Egal, wie das am Ende realisiert wird, es dürfte anders aussehen als das Internet – wird aber möglicherweise nicht weniger transformativ sein.

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