Musik-Downloads bei Amazon als "Shareware"
Napster wird kostenpflichtig – der Online-Händler Amazon bietet dagegen den freien Download von Songs, für die man aber auch "Trinkgeld" geben kann.
Amazon.com, weltweit größter Online-Händler, gab die Eröffnung seines Bereichs Free Music Download bekannt. Ab heute stehen ausgewählte Tracks prominenter Künstler wie U2, Nirvana, Smashing Pumpkins und David Bowie zum Download im Format MP3 oder Liquid Audio bereit. Durch das neue Portal sollen Musiker und Fans "auf eine wirklich neue Art und Weise zusammenkommen, die für beide Parteien von Vorteil ist", erklärte Amazon.
Als neues Feature hat Amazon so genannte Virtual Tip Jars eingerichtet. Hier kann man nach dem Download einen freiwilligen Beitrag entrichten. 30 Prozent dieses "Trinkgelds" verbleiben bei Amazon, den Rest erhält der jeweilige Künstler – also eine Art Musik-Shareware, wie sie beispielsweise auch dem CCC vorschwebt. Zudem bietet Amazon auch unbekannten Bands, ähnlich wie beim MP3-Klassiker MP3.com, die Möglichkeit, eigene Tracks kostenfrei im Internet zu präsentieren.
Amazon erhofft sich durch die Maßnahme, den ins Stocken geratenen Absatz von CDs anzukurbeln. Im letzten Geschäftsquartal war der Gesamtumsatz um "nur" 11 Prozent gestiegen. Amazon hat nach eigenen Angaben beobachtet, dass Künstler, die einzelne Musikstücke zum freien Download anboten, ihren CD-Verkauf durchschnittlich um 40 Prozent steigern konnten.
Freier Download und der reguläre CD-Verkauf sind bei Amazon direkt gekoppelt. Dem Nutzer stehen somit verschiedene Angebote zu einem Künstler zur Verfügung: Vom Kauf der CD ist der Kunde so nur einen Mausklick entfernt. "Wir haben die erste weltweit Musik-Community geschaffen, von der jeder profitiert: Fans, Künstler und Labels", feierte Andy Jassy, Manager bei Amazon.com, das neue Angebot. "Fans können kostenlos Musik als MP3 oder Liquid Audio testen, Künstler erhalten Zugang zu über 30 Millionen Amazon-Kunden, um den CD-Verkauf anzukurbeln und die Labels profitieren von dem erprobten Vertriebskanal, den Amazon bietet."
Es bleibt abzuwarten, ob und in welchem Maße namhafte Künstler, die Amazon zur Eröffnung ins Boot holen konnte, auch weiterhin kostenlose Tracks zur Verfügung stellen. Vielleicht wird hier auch der Grundstein für ein zukünftiges Pay-per-Track-System gelegt, bei dem sich der Kunde seine individuelle CD – selbstverständlich kostenpflichtig – zusammenstellen kann. (sha)