The race must go on

Nachruf: Motorradrennfahrer William Dunlop ist tot

Der bekannte Motorradrennfahrer William Dunlop starb bei einem „Road Race“, einem Rennen auf abgesperrten Straßen. Wer ein Ende dieses lebensgefährlichen Anachronismus erwartet, wird bei den Teilnehmern und Fans auf völliges Unverständnis stoßen. The race must go on

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William Dunlop 12 Bilder
Lesezeit: 13 Min.
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  • iga
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Der Motorradrennfahrer William Dunlop ist tot. Er starb bei einem „Road Race“, einem Rennen auf abgesperrten Straßen. Die Road Races haben in Großbritannien und Irland eine lange Tradition und erfreuen sich immer noch großer Beliebtheit. Die Meldung über Dunlops Tod erschien sogar in den wichtigsten deutschen Nachrichtenportalen, was insofern bemerkenswert ist, weil fast jedes Jahr bei den Rennen Fahrer ums Leben kommen, hierzulande aber keines Wortes gewürdigt werden. Doch William Dunlop war nicht einer der unbedeutenden Fahrer, sondern entstammte der wohl berühmtesten Road-Racer-Familie. Wer jetzt ein Ende des Sports erwartet, wird bei den Teilnehmern und Fans auf völliges Unverständnis stoßen. The race must go on.

Road Racing ist der spektakulärste Sport der Welt, behaupten die einen. Die anderen halten es für einen lebensgefährlichen Anachronismus, der verboten gehört. Beide Parteien haben Recht. Es ist schwer, das Phänomen zu erklären, wenn man noch nie ein Road Race gesehen hat. Die Fahrer rasen mit PS-starken, speziell vorbereiteten Sportmotorrädern über öffentliche Straßen, die für die Rennen vorübergehend gesperrt werden. Es geht mit Vollgas durch die Dörfer, oft nur Zentimeter an Mauern und Weidezäunen vorbei. Überall lauern Bordsteine und Gullydeckel darauf, die Fahrer zu Fall zu bringen können.

Die kleinste Unachtsamkeit kann den Tod bedeuten. Das berühmteste Road Race ist die Tourist Trophy (TT) Isle of Man in der Irischen See. Sie wird seit 1907 ausgetragen und für die Inselbewohner sind die zwei Wochen nicht nur der Höhepunkt des Jahres, sondern auch eine wichtige Einnahmequelle. Rund 35.000 Road Racing-Fans lassen sich dafür per Fähre auf die Insel schippern, die meisten reisen mit dem eigenen Motorrad an, um die Rennen zu sehen, am Streckenrand auf einer Wiese oder auf einer Mauer hockend den Wahnsinn zu erleben, sich mit Besuchern aus aller Welt zu unterhalten, abends an der Promenade von Douglas oder Ramsey ein Bier zu trinken und im Fahrerlager ganz zwanglos mit den Fahrern ein paar Worte zu wechseln. Rennsport zum Anfassen, ohne Allüren, mit echter Leidenschaft – hier gibt es ihn noch.

Das berühmteste Road Race der Welt

Die Rennen zur TT Isle of Man werden in acht verschiedenen Klassen ausgetragen, viele Fahrer starten mehrfach. Natürlich kann man nicht einfach so bei der TT fahren, die teilnehmenden Teams suchen sich ihre Fahrer genau aus. Die Auserwählten müssen schon viel Rennerfahrung haben und dennoch bereit zum Lernen zu sein, denn Road Racing und Rundkursrennen mit Auslaufzonen und Kiesbetten sind vom Fahrstil grundverschieden. Hitzköpfe oder Größenwahnsinnige haben keine Chance.

Der Kurs ist über 60 Kilometer lang und führt quer durch die Insel, entlang der Küste und über die Berge, den berüchtigten Mountain Course. Von den über 150 Teilnehmern gehören neun zum erlauchten Kreis des „132 mph Club“, die eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 132 Meilen pro Stunde (212 km/h) erreichten. Im Topspeed schaffen die 1000er-Superbikes Tempo 320 auf den Geraden.